Das neue Online-Magazin «Republik» gewann viele zahlende Lesende, die sich einen offenen, kritischen und unabhängigen Journalismus wünschten. Mit Spannung aufgeladener Anlauf- und Vorbereitungszeit gespickt mit vielen originellen Newslettern und Infomails wurde die «Republik» vor ein paar Monaten live im Web aufgeschaltet. Die Texte sind gut, die Recherchen brillant, die Themen und Stoffe ausgesucht und die Kompetenz der Mitwirkenden überzeugend. Aber: Warum muss ich mich immer wieder per E-Mail-Bestätigung einloggen, wenn mich im Gegensatz Netflix auf jedem Gerät via IP-Adresse gleich erkennt? Warum bietet Republik nicht einzelne Beiträge zum Verkauf an, wie es zum Beispiel Somedia mit Einzelausgaben der Zeitungen tut? Und, was soll ich tun, wenn ich Texte der Dimension von Reportagen und des Feuilletons doch halt lieber auf Papier lese als am Schirm? Obwohl ich doch einen schönen Betrag für ein Jahres-Abo überwies, ertappe ich mich, dass ich für ausführliche Lektüre dann doch eher die NZZ am Samstag, «Die Zeit», den «Wiener Falter», die «Wochenzeitung», den «Zeitpunkt», die «Reportagen» oder den «Merkur» am Kiosk kaufe, statt lesend mein Abo bei «Republik» einlöse?
Die zweite Sache betrifft die Holzfäll-Unternehmen und Forstverantwortlichen. Unseren Wäldern geht es nicht ganz so schlecht, liefern uns heimisches Holz für Möbel und Wärme und über den industriell-maschinellen Holzschlag mit verlehmten Boden danach, wurde schon oft debattiert. Was aber stört, ist der Umstand, dass die Plastik-Markierungen, die den Leuten und Maschinen den Weg weisen, nach getaner Arbeit recht oft vergessen gehen. Der wandernde Tourist stößt immer wieder mitten im Wald auf oft weiß-roten Plastikfetzen an Ästen, die vor sich hingammeln. Der Kampf gegen den zerstörerischen Plastik beginnt beim PET-Sammeln, gebührenpflichtige Plastiktüten und rigorose Maßnahmen in Skandinavien aber endet beim Einsammeln der Kennzeichnungen für den Forstbetrieb?
Und zu guter Letzt ein Wort an die Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinde Urdorf, eingeklemmt in der Zürcher Agglo aber am schönen Waldhang: Was habt Ihr mit der Beiz namens «Bahnhöfli» gemacht? Auf einer Wanderung kehrte ich dort auf ein Weizenbier ein. Ich mag orientalische Musik, ebenso auch die Küche und von mir aus können auch die neuen Bildschirme den Sportwettenden das richtige Rennpferd zeigen aber schön wäre es, wenn der Herr hinter dem Tresen wüsste, was ein Weizenbier ist und noch wichtiger, dass er mich versteht, obwohl mein Hochdeutsch nicht so schlecht sein soll.
So liebende Lesende, die nächste Kolumne beschäftigt sich wieder mit einer Frage, die Sie umhauen wird.
Urs Heinz Aerni
Diese Kolumne erschien zuerst in der Zeitung „Bündner Woche“