Nützlich?

Ein Journalist in der Wochenzeitung aus Zürich, stellte einem Forscherpaar, das sich für die Wiederansiedlung des Bartgeiers in den Alpen engagiert, die Frage: »Sind die Bartgeier überhaupt nützlich?«

Jetzt mal ehrlich, gibt es Tiere oder Pflanzen, die in der Natur eine überflüssige Rolle einnehmen? Der in alter Zeit als Lämmergeier verschriener Vogel wurde durch bildungsferne Alpenvölker ausgerottet, da dieser nebst jungen Schafen auch Kinder verschleppt haben soll. Heute wurde er nicht nur wieder erfolgreich angesiedelt, sondern man weiß auch mehr über ihn. Wie alle Geier hat auch er es ausschließlich auf Aas abgesehen. Nicht nur auf Fleischreste, sondern er vertilgt blanke Knochen restlos. Diese machen 70 Prozent seiner Nahrung aus, verdaut und zersetzt von einem unempfindlichen Magen samt seinen Säuren.

Ohne innere Verletzung schluckt der Bartgeier bis 20 cm lange Knochen und sollten sie doch zu groß sein, dann lässt er sie auf Felsen fallen, bis sie splittern. Und wenn mal was daneben gehen sollte, holt er es sich im Sturzflug zurück. Falls das Angebot den Bedarf nicht decken sollte, kann er mit seiner Flugkunst Tiere zum Absturz bringen, gegen Frischfleisch hat er nämlich nichts. Er reguliert also das Steinwild und räumt erst noch bis zum letzten Knochen auf.

Und was gaben die Geier-Experten zur dem obengenannten Journalisten als Antwort? »Vielleicht hat er nur einen Nutzen in sich selbst.« Und die Kollegin meint, dass die Bartgeier als »Flagships« benutzt werden, weil sie »viele Sympathien« genössen. Aha, wegen Sympathien schützen wir heute diesen Vogel, weil er in früheren Zeiten mal unsympathisch war?

Solche Fragen und solche Antworten sind fehl am Platz, denn unsere Verantwortung gegenüber der Um- und Mitwelt mit all ihren Arten von Leben lässt sich nicht mit Argumenten der Nützlichkeit fundieren, sondern durch die Notwendigkeit einer reichen und gut funktionierenden Natur als unsere Lebensgrundlage. Stellen Sie sich vor, wenn die Natur plötzlich beginnen würde über die Nützlichkeit des Menschen nachzudenken.

Urs Heinz Aerni

Der passende Buchtipp 1: Weyrich, Hansruedi (Fotografien) / „Baumgartner, Hansjakob / Hegglin, Daniel / Lörcher, Franziska: Der Bartgeier – Seine erfolgreiche Wiederansiedlung in den Alpen“, Haupt Verlag

Der passende Buchtipp 2: „Aves – Vögel: Charakterköpfe“ mit Fotografien von Tom Krausz und Texten von Elke Heidenreich, Urs Heinz Aerni und Dietmar Schmidt. Galitz Verlag

Werbung

Der wahre Feind

Zum Gastkommentar «Religion als Feindin des Friedens?» von Giuseppe Gracia im Bündner Tagblatt vom 13. August.

«Der Atheismus hat mehr Menschen getötet als alle Religionen», sagt der Churer Bistumsangestellte Giuseppe Gracia mit dem Versuch, diese fragwürdige Aussage mit Zitaten aus der Weltliteratur zu untermauern. Folgende Fragen zu ausgesuchten Kernaussagen im Kommentar gehören debattiert:

Gracia: Kommunismus und Nationalismus forderten 50 Millionen Leben. Stimmt. War Hitler nicht Katholik? Hatte die Katholische Kirche nicht schon immer die Juden als Jesus-Mörder gebrandmarkt, allerdings flankiert von Bewegungen aus der Reformation und Freikirchen? Wurden das Zarenreich und die kommunistische Diktatur nicht getragen von der Orthodoxen Kirche? Ohne hier ausführlich auf all die anderen Diktaturen wie in Chile, Argentinien, Spanien und Ländern in Afrika eingehen zu müssen, stellt sich die Frage, wo die Kirche das Gewissen der Menschenrechte einbrachte, abgesehen von der Befreiungstheologie.

Gracia: Wie frei sind die Menschen wirklich? Wie frei durften Kinder und Jugendliche in Internaten denken und leben? Wie frei sind heute Menschen mit den Altlasten der sexuellen Übergriffe von Männern, die unter einem unbiblischen Gelübde Druck abbauten?

Gracia: Leistungsorientierte Selbstoptimierung generiert Erschöpfungszusammenbrüche, ein spirituelles Vakuum, Depressionen und «Selbstmorde». Stimmt, doch wie vielen depressionskranken Menschen, die keinen Ausweg als Suizid sahen, wurde eine Abdankungsmesse verweigert? Wie viele psychiatrische Patienten wurden in kirchlich geführten Anstalten eingesperrt statt therapiert? Warum wurde die Anerkennung von Geisteskrankheiten erst durch die Wissenschaft ermöglicht? Wie viele unschuldige Frauen wurden als Hexen verbrannt und ertränkt, auf Geheiß der Kirche? Wie viele psychisch kranke Menschen wurden durch Exorzisten und Dämonenaustreibungen gequält statt behandelt?

Gracia: Alle Staaten ohne garantierte Religionsfreiheit sind verbrecherisch. Stimmt. Sind es nicht die säkular und demokratisch gestalteten Staaten, die das bieten? Unterdrücken nicht die sogenannten «theokratisch» getrimmten Regierungen jegliche andersglaubende Lebenshaltung? Jan Hus wurde 1415 in Konstanz trotz gegenteiligem Versprechen auf Befehl der Kirche verbrannt. Verfolgen nicht Banden heute noch im religiösen Wahn sogenannte Ungläubige? Kann sich ein Muslim für eine Arbeit in der Vatikan-Stadt für einen Job bewerben?

Gracia zitiert Rosa Luxemburg: «Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden.» Dachten damals die Kreuzritter das auch, bevor sie im «Verheissenen Land» Schädel von Gross und Klein einschlugen? War das die Gesinnung der Kapitäne und Kriegsherren, die in der Neuen Welt einmarschierten, um den indigenen Völkern den Garaus zu machen, es sei denn, sie, die «Heiden», hätten bereut? Versuchten nicht die Missionare den heimischen Völkern in der Südsee ein Glaubens- und Lebenssystem aufzuzwingen, das sie nicht brauchten? Wie viel Gottessehnsucht und Scheuklappen-Weltsicht führte zu unsäglichem Elend im Jugoslawienkrieg und in Nordirland?

Giuseppe Gracia arbeitet mit Sprache, Text und Denken, und wieso fällt es dem Verfasser schwer, seine Weltsicht nicht als einlullende Betriebsblindheit zu interpretieren, hegend jedoch mit der stillen Hoffnung, dass er im gemütlich eingerichteten Glaubens-Zimmer mal alle vier Wände umstossen wird, um sich neuem frischen Wind auszusetzen.

Urs Heinz Aerni

Dieser Beitrag ist auch im BÜNDNER TAGBLATT und in der BÜNDNER WOCHE erschienen.

Buchtipp:

Freiheit oder Risiko?

In der NZZ AM SONNTAG erklären Expertinnen und Experten, dass das Sars-CoV-2 nur ein Ziel hat: sich vermehren und verbreiten. Das ist ein Naturgesetz. Deshalb sind bei allen Viren laufende Mutationen zu beobachten, um sich neuen Situationen anzupassen. Was bei Corona, für das es noch kein Impfmittel gibt im Gegensatz zu den Grippe-Viren, anders ist und wie viel wir noch nicht wissen, macht dieser Bericht deutlich, den Sie hier lesen können:

https://nzzas.nzz.ch/wissen/corona-bulletin-8-sauerstoffsaettigung-zuhause-messen-ld.1555703#subtitle-wie-das-coronavirus-mutiert-second

Parallel zu diesem noch großen Unwissen seitens Wissenschaftler über das Phänomen Corona, werden die Proteste gegen die Schutzmaßnahmen der Regierungen und Behörden lauter. Nun, in der Tat könnte diese Krise den Machthabern mit diktatorischen Gelüsten und Parteien mit nationalistischen Vorstellungen in die Hände spielen. Und doch, haben die demokratisch gewählten Behörden die Pflicht und die Verantwortung, das Leben und die Gesundheit über wirtschaftliche Interessen zu stellen.

Immer mehr Menschen gehen nun auf die Straßen und verlangen das normale Leben zurück. Zu ihnen gesellen sich aber immer mehr Leute, die Corona als normale Grippe abtun oder sogar behaupten, dass es ein Produkt von Gehimdiensten sei. Über die verschiedenen Maßmahmen und Entscheidungen der Regierungen kann und soll diskutiert werden. Diese Krise sei eine „demokratische Zumutung“, so die Deutsche Bundeskanzerlin Angela Merkel und zeigt, wie jetzt die Demokratien mit ihrer Meinungsvielfalt und Pluralismus auf dem Prüfstand stehen.

Dass sich jetzt immer mehr Menschen öffentlich getrauen, Theorien zu verbreiten, deren Quellen und Absicherungen mehr als fraglich sind, verblüfft einerseits und überrascht andererseits nicht, denn solche Bewegungen sind immer wieder entstanden, von der Spanischen Grippe, in Zeiten von Kriegen oder nach Umweltkatastrophen.

Doch heute? Noch nie war der Zugang zu Wissen und Bildung so einfach und frei. Die Aufklärung hätte bewirken sollen, sich von Halbwahrheiten, seltsamen Glaubensbkundungen und ungesicherte Thesen befreien zu können. Und was geschieht stattdessen? Menschen gehen lärmend auf die Plätze und Straßen und pauken Meinungen in die Luft, als hätten sie das ganze Wissen der Welt unter ihrem Schädel.

Im sogenannten Zeitalter der Kommunikation fristet nach wie vor eine Kunst ein Schattendasein. Die Kunst, Fragen zu stellen mit dem Ziel, das eigene Verstehen zu optimieren und anzuerkennen, dass diese Fähigkeit nie enden wird.

Urs Heinz Aerni

Die Bilder stammen vom Fotografen Konstanin Weiss von einer Demonstration am 10. Mai 2020 in Zürich.

© Konstantin Weiss, Dottikon (Schweiz) 10. Mai 2020 in Zürich

© Kontantin Weiss, Dottikon (Schweiz) 10. Mai 2020 in Zürich

 

«LUFTIGE MIGRATION»

Elf Küken springen dreißig Meter tief aus dem Festungsloch eines Schlosses im schweizerischen Aargau. Vor zwei Tagen aus dem Ei gepellt und schon knallen sie auf dem Kiesboden auf, wie Tennisbälle. Der Bauer staunt, die Katze faucht und ein Straßenarbeiter dreht sich um. Die elf Gänsesäger-Küken richten sich piepsend auf und schauen zu, wie die Mutter vor ihnen landet. Nun watscheln alle Richtung Bach durch Gärten, Wiesen und über eine Hauptstraße. Sie überleben alle. Vor einem Jahr schaffte es fast keines, dafür wurden die Krähen satt.

Windmühlen gegen den Vogelzug

Es ist doch verrückt, dass Laub- und Rohrsänger tausende Kilometer hinter sich bringen, nur um hier Insekten zu fressen und die nächste Generation ins Nest zu setzen. Alles Wirtschaftsflüchtlinge, die ohne diese Reise nicht überleben könnten. Ein komplexes Atmungssystem, das eher einem Dudelsack gleicht, befähigt Vögel zu Höchstleistungen in dünner Luft, so dass auch mal ein Himalaya-Bergsteiger Gänse über sich hinweg ziehen sieht. Vögel, die Insekten fressen statt Beeren und Samen, müssen dahin, wo auch zwischen November und März das Richtige auf dem Speiseplan steht. Die Zivilisation scheint dieses Gewohnheitsrecht verhindern zu wollen: Strommasten fangen Störche ab, Windräder schlitzen Flussseeschwalben auf, Malteser schießen sich Feldlerchen in den Kochtopf und Alpensegler geraten in die Düsen von Flugzeugen.

Warum in die Ferne schweifen

Als ich diese Zeilen einem Biologen vorlas, meinte er, der Begriff „Reisen“ passe nicht zu den Vögeln, da damit eher Bildungsoder Erholungsreisen gemeint seien. Aber reisen wir nicht oft auch aus Widerwillen? Arbeitssuche, Verwandtenbesuche, Beerdigungen bis hin zur Flucht vor Unterdrückung, Hunger und Krieg. Das Reisen zur Erholung und Weiterbildung begann erst mit den Briten im ausgehenden 19. Jahrhundert.

Vögel haben Gründe für ihre Reisen – und die ändern sich. Rotmilane stellen fest – um es in uns vertraute Worte zu fassen –, dass der Schnee immer mehr ausbleibt und so die Sicht auf herumlaufende Mäuse offenlässt. Störche scheinen sich den Aufwand für ihre Reise an die Feder zu stecken, wenn die Sümpfe nicht mehr gefrieren und die Felder auch im tiefsten Winter alles bieten. Stare sind schon länger Pendler, die sich immer wieder relativ spontan für Norden und Süden entscheiden. Der Wandel des Klimas lässt also die Vögel nicht kalt, sie reagieren.

Was wird mit den Gästen aus dem Norden geschehen? Zu Tausenden bewohnen die Reiherenten Europas hiesige Seen im Winter und bieten nicht nur ein bezauberndes Bild, sondern halten die Wandermuschelbestände im Zaum. Die aus dem Norden kommenden Rotkehlchen ersetzen im winterlichen Wald den Gesang derjenigen, die gen Süden zogen. Im Frühling ist dann Schichtwechsel, dann, wenn die Nordischen wieder nach Hause ziehen und die Heimischen aus dem Süden kommen.

Aber auch der Ruf als Transitland für Zugvögel steht auf dem Spiel. Millionen von Bergfinken überziehen unsere Breitengrade und immer wieder schmücken einige Kraniche unsere Moorgebiete bei einer Rast auf ihrer langen Reise. Vögel mit Namen wie Sichelstrandläufer oder Mornellregenpfeifer verzücken Ornithologen, wenn sie als Durchzugsgäste zu sehen sind.

Ein paar Fakten zum Vogelzug

• Noch immer ist die Navigationstechnik der Zugvögel ein weites Forschungsfeld. Wie stark die topografischen Verhältnisse oder die Sternenkonstellation oder das Learning by Doing eine Rolle spielen, ist unklar und variiert je nach Art. Während die Jungtiere bei Störchen und Kranichen mit den Erwachsenen fliegen, muss der elternlose Kuckuck alleine den Weg in den Süden finden.

• Extreme Wetterverhältnisse können Vögel von der Flugroute abbringen, so kam auch schon mal aus Versehen ein Meisenwaldsänger aus Nordamerika in Westeuropa an.

• Sogenannte Kurzzieher wie die Haubenlerche fliegen nach Südeuropa oder Nordafrika, Langzieher wie den Berglaubsänger zieht es bis südlich der Sahara, Südafrika oder gar Südostasien. Vertikalzieher bleiben zwar im Land, aber überwintern eher in tieferen Lagen, so zum Beispiel der Mauerläufer.

• Stare bringen gerne auch mal Geräusche mit aus dem Süden. So kann es vorkommen, dass die nachahmungsfreudigen Vögel einen arabisch anmutenden Geräusche-Teppich hinter die blühenden Obstbäume im Thurgauer Hinterland legen.

Die Natur zieht sich in Reservate zurück

Der Mensch scheint alles daran zu setzen, dass Vögel nicht mehr ziehen können. Damit Vögel zwischen Skandinavien und Afrika oder Südostasien pausieren können, brauchen sie passende Orte – Seen, Feuchtgebiete, Moore, Flachgewässer, weite Brachlandschaften, Kies- und Sandbänke. Doch die Kulturlandschaft verwandelt sich zunehmend in ausgelaugte Felder für die Nahrungsmittel- und Biogasindustrie. Die Zersiedelung der Restlandschaft vernichtet grünes Land im Stundentakt. Die Gärten um die Häuschen und Wohnblocks sind ohne Naturwert: Monokultur in den Hecken, englischer Rasen, der den Boden verlehmen lässt statt Leben bringt, exotische Sträucher ohne Nutzen für Insekten und damit auch für Vögel. Der Artenvielfalt ist damit nicht gedient. Irgendwie scheint der Homo sapiens einen Instinkt zu haben, allen anderen auf dem noch blauen Planeten das Leben schwer zu machen. Gönnen wir doch den Zugvögeln die Reisefreiheit, die auch wir beanspruchen und lassen wir ihnen die Natur, die sie – und wir – so dringend brauchen!

Urs Heinz Aerni

Dieser Beitrag erschien auch im Magazin Zeitpunkt (Solothurn),  im Magazin Die Mittelländische, in den Zeitungen Kurier (Dietlikon-Zürich), Bündner Woche (Chur) und in der Zeitung Malmoe (Wien)

Norbert Blüm, ein Antisemit?

Der frühere Arbeitsminister Deutschlands, Norbert Blüm, ist mit 84 Jahren verstorben. Ich habe ihn als engagierten bürgerlichen Politiker in Erinnerung, der durch seine temperamentvollen Auftritte viel Widerspruch und Zustimmung erntete.

Miklós Klaus Rózsa reagierte auf einen Kommentar von mir auf Facebook, wie aus der Hüfte geschossen mit dem Kurzkommentar «Der ewige Antisemit» mit einem Link zu einem Beitrag des Mediums haGalil.com, in dem Blüm in die Reihen der Antisemiten gestellt wird, mit Schlussfolgerungen zu Zitaten, die hinterfragt werden müssen (siehe Textausschnitt unten oder oben per Link).

Es ist richtig, dass Blüm in seiner Empörung über den Umgang von Israelischen Soldaten gegenüber Menschen, Formulierungen gebrauchte, die gute Kommunikationsberatende nicht zugelassen hätten.

Während Politikerinnen und Politiker eher der linken Parteien dafür bekannt waren oder es sind, für die Sache der Palästinenser und gegen die Israelischen Politik zu stehen – ich erinnere mich noch sehr gut, an eine von mir moderierten Veranstaltung über die Besatzungspolitik Israels mit Roland Merk, Mustafa Atrash, Yves Kugelmann, Karin Wenger und dem mittlerweile verstorbenen Grüne-Politiker Daniel Vischer 2009 in Bern – überraschte Blüms Haltung als CDU-Politiker die Öffentlichkeit.

Sein Entsetzen in der  ARD-Sendung «Hart aber fair» über seine Eindrücke auf einer Reise im Nahen Osten gehen nicht so schnell vergessen:

https://www.youtube.com/watch?v=qzHLxOCo9IA

Darf Norbert Blüm deswegen als «Antisemit» tituliert werden, was ja eigentlich «Judenhasser» bedeutet?

Jens Joffe, Autor des Buches «Der gute Deutsche» (C. Bertelsmann) schrieb in der ZEIT vom 25. April 2018):

«Auf die emotionale Ladung kommt es an. Sätze wie ‘Israel nutzt unverhältnismäßige Gewalt’ oder ‘Die Siedlungen gefährden den Friedensprozess’ mögen richtig oder falsch sein; sie transportieren weder Israel- noch Judenfeindschaft.»

Das Norbert Blüm von «Vernichtungskrieg» der Israelis sprach, muss kritisiert werden, da solche Begriffe in der Tat an das Grauen des Zweiten Weltkriegs erinnern und nicht mehr in das Heute gehören.

Mit der Reaktion von Miklós Klaus Rózsa hat der Verfasser dieser Zeilen aus folgenden Gründen Mühe:

  1. Er verweist auf die Plattform haGalil.com (auch Antisemitismus.net), deren edlen und löblichen Absicht, den Antisemitismus zu bekämpfen etwas in Schräglage bringt, weil das Impressum, die Besitzerverhältnisse und die Finanzierungsquellen nicht optimal transparent offengelegt werden. Man möge mir diese Informationen zukommen lassen, falls ich sie nicht gefunden haben sollte. Die Grundarchitektur hinter dieser Website scheint ein Verteidigungswall für die heutige Politik des modernen Staates Israel zu sein als nur die Absicht einer Bekämpfung von rassistischen und menschenrechtsverltzenden Tendenzen. Im Editorial dieser Website lautet ein Untertitel: «Judentum heißt auch Lernen», was auch für jede Gesinnung und soziale Zugehörigkeit zutreffen muss. Deshalb, sei hier Offenheit signalisiert für allfällige nötige Korrekturen für das Obengesagte.

 

  1. Die heutige SRF-Korrespondentin, Karin Wenger, veröffentlichte 2008 das Buch «Checkpoint Huwara» (NZZ Verlag), in dem sie damals als Journalistin im Nahen Osten sehr offen und kritisch über die Zustände beider Seiten berichtete. Sie ging Fragen nach wie «Wohin hat der Konflikt die zwei Gesellschaften geführt?», «Was motivierte einen Selbstmordattentäter zu seiner Tat?» oder «Wie sieht die Gedankenwelt eines israelischen Panzerschützen aus?» Sehr gerne erinnere ich mich an viele gemeinsamen öffentliche Veranstaltungen zurück. Wenger legte ihren journalistischen Finger auf Wunden und Fehler, auch deren der Politik und des Kriegsmanagements des Staates Israels. Sie wurde deshalb nicht als «Antisemitin» diffamiert.

 

  1. Zeitgeister aus Politik, Philosophie und Journalismus äußern Kritik an aktuellen Zuständen und an öffentlich agierenden Menschen mit Macht. Davon sind alle politischen Gesinnungen, Staatsführungen und militärische Machthaber betroffen. Somit auch der moderne Staat Israel. Aber die Frage, wo der Antisemitismus zu beginnen hat, scheiden sich immer wieder die Geister, das zeigt auch der Beitrag im Magazin «Cicero»: https://www.cicero.de/innenpolitik/wo-fängt-antisemitismus/41450

 

So komplex die Frage ist, so differenziert sollte der Versuch, Antworten zu finden, sein. Aufgrund der doch recht hemdsärmeligen Kritik von Miklós Klaus Rózsa, kristallisiert sich der Verdacht heraus, dass auf wichtige Fragen immer öfters und schneller einfache und simple Meinungen folgen. Auf den Vorstoß des obengenannten geschätzten Zeitgenossen, stellte ich die Blüm-Frage auch sehr geschätzten Publizisten wie Yves Kugelmann, Herausgeber der Jüdischen Medien in Zürich, Schriftsteller Robert Menasse und weiteren nachdenkenden Menschen mit jüdischem Hintergrund. Die Antworten fielen nicht nur unterschiedlich aus, sondern auch gewinnbringend für das eigene Einschätzen. Falls dieses Thema des weiteren Diskutierens bedarf, können die Rückmeldungen eingebracht werden.

Die größte menschliche Katastrophe mit dem Höhepunkt des Zweiten Weltkrieges und der Ermordung Millionen unschuldiger Menschen konnte nur entstehen, weil die Massen mit simplen Weltbildern gefüttert wurden und so jegliches eigenverantwortliches Fragen und Denken zubetonierte.

Laufen wir nicht im überhitzten digitalen Zeitalter wiederum Gefahr, auf alles sofort eine Meinung haben und verbreiten zu wollen? Wieso werden immer weniger in den Sozialen Medien und in Talk-Shows ehrlich gemeinte und offene Fragen gestellt, mit dem Ziel, lernen zu wollen?

Nun, den Angehörigen von Norbert Blüm – egal welcher Welthaltung – sei von Mensch zu Menschen viel Mut und Kraft gewünscht.

Urs Heinz Aerni

 

Auszug aus Facebook vom 24042020 – Auslöser dieser Gedanken.

Norbert Blüm in der ARD-Sendung Hart abe fair – Bildschirmfoto

haGalil.com über Norbert Blüm (Auschnitt)

Berner Kulturagenda 2009 – Ankündigung des besagten Abends über die Israelische Besetzung von Palästina in den 1940er Jahren

Das erwähnte Buch von Jens Joffe.

Das erwähnte Buch von Karin Wenger, Verlag Neue Zürcher Zeitung

 

Aernis Depesche mit Themen wie: Kinder machen Bücher, Hermelin im Friedhof, Zwischenfall an der Grenze, Job hinter dem Vorhang und Kleingedrucktes

Liebe Leserin, lieber Leser

Nun gehen auch diese Veranstaltungen dank Corona-Krise flöten: Das Literaturschiff auf dem Hallwilersee (Schweiz) zusammen mit Elke Heidenreich und Marc-Aurel Floros, der Witzabend mit Hanspeter Müller-Drossaart in Laufenburg und die große Pfingstexkursion für BirdLife im Wallis.

Was macht man dann so als Freischaffender? Richtig, Entschädigungsformulare ausfüllen mit vagen Hoffnungen auf die Versprechen der Behörden, vielleicht eine berufliche Neuorientierung vornehmen, die weniger von der Bühne abhängig ist oder wir nehmen das berühmte Motto der ehemaligen Schweizer Spitzensportlerin, Anita Weyermann, zu Herzen, die an der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 1997 in Athen der Presse erklärte, wie sie sich selber motivierte: «Gring ache u voll seckle». Auf gut Deutsch: «Kopf nach unten und voll rennen.»

Während ich hier schreiben wollte, dass Sie mich für Vogelspaziergänge für Morgens, oder Abends oder halbe Tage buchen können – für 50.- bis 80.- je nach Gruppengröße – ereilte mich die Frage von der Kollegin Regula Tobler, ob eigentlich Vögel einen Humor kennen. Nun, was würden Sie antworten? Ich versuchte es mal mit dem hier:

 

«Jede Kurve bringt eine neue Kurve»

Der aus Tirol stammende Künstler und Autor Christian Yeti Beirer, zeigte im Hotel Schweizerhof in Lenzerheide den Kindern, wie man selber ein schönes Buch gestaltet, faltet, schneidet und bindet. Begeistert wurden dann die Kunstwerke den Eltern gezeigt. Das war anlässlich «Berg & Buch» 2019. Hier erzählt er uns, warum er das macht.

 

Das Grün in die Stadt nehmen

In einem Friedhof der Stadt Zürich wurde ein Hermelin gesichtet. Ist das ein Zeichen dafür, dass die Städte gut tun für die Artenvielfalt? Dazu stellte ich der Naturschützerin Esther Dähler Fragen, die mit einem Anliegen an Gartenbesitzende antwortete:

http://www.lokalinfo.ch/news/datum/2020/04/17/das-gruen-in-die-stadt-nehmen-1/

 

Vertrauensverlust

In der Zeitung «Die Botschaft» (Schweiz) erzählt Toni von Arb ein Erlebnis, das den Bemühungen der Behörden, das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in der Zeit der Corona-Krise zu gewinnen, misslingen lässt:

 

 

Was ist eine «Ankleiderin» und inwiefern hat sie wegen Corona nun auch nichts zu tun?

Die Funktion von Franziska Drossaart hinter dem Theater-Vorhang ist genauso wichtig, wie die Stars im Rampenlicht, denn sie macht einen sehr interessanten Job. Hier das Interview mit ihr:

https://www.mittellaendische.ch/2020/04/09/auf-ein-wort-lampenfieber-hinter-dem-vorhang/

 

Nun, bleiben Sie weiterhin gesund und neugierig auf das, was kommt…

Ihr Urs Heinz Aerni

Und noch Kleingedrucktes:

Neue Tarife?

Der Himmel über China wird frei, vor den großen Sportstadien kann sich die Polizei das Tränengas sparen, Verbrauch an Erdöl, Benzin und Kerosin sinkt und das Frühlingszwitschern im Wald wird immer lauter. Ob die Virus-Krise für die Natur einen Vorteil herausspielt, wird man sehen. Ein Freund meinte kürzlich in der Kneipe zu den sich zuspitzenden Krisen in Syrien, Irak oder Libyen, dass alle waffenexportierenden Länder, die steuerliche Gewinne durch diese Konflikte machen, einen entsprechenden Anteil an Flüchtlingen aufnehmen müssten. Wie finden Sie die Idee?

Auffallend ist, dass von den Kirchen und Glaubensgemeinschaften zu diesen Viren- und Kriegs-Krisen nichts zu hören ist, auch kein Ton zum Klimawandel und Artensterben. Exklusiv für Sie, habe ich mal bei diversen Religionsgesellschaften angefragt. Hier ein paar Auszüge der erhaltenen Stellungnahmen: «Die wirtschaftlichen und technischen Ursachen des Artensterbens haben eine spirituelle Dimension.» meint die Pressestelle der Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz. Herbert Bodenmann von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten betont, dass der Fleischverzicht aus gesundheitlichen Gründen auch der Umwelt dient. Übrigens, der Erfinder der Cornflakes, Dr. Kellogg, sei Mitglied dieser Kirche gewesen.

Die Kirche Jesu Christi im Volksmund «Mormonen» gaben keine Antworten und verweisen auf die Website und die Schweizerische Israelitischer Gemeindebund bittet, die Fragen an die einzelnen Gemeinden zu richten. Jürg Stettler von der Scientology Kirche zitiert L. Ron Hubbart: „Der Mensch hat die potenzielle Fähigkeit erreicht, die Erde zu zerstören. Er muss darüber hinaus die Fähigkeit erwerben, die Erde zu retten und dann entsprechend handeln“ und Stettler appelliert an die Eigenverantwortung der Mitglieder. Der Vorsitzender der Chrischona Schweiz, Christian Haslebacher, ist überzeugt, dass «Jesus diese Welt einmal in Ordnung bringen» werde und diesen Zustand sollen die Christen im «Kleinen und Großen vorwegnehmen».

Wir würden in einer «degenerierten Zeit» leben, im sogenannten «Kali-Yuga» gibt Acharya Vidyabhaskar vom Schweizerischen Dachverbands für Hinduismus (SDH) zu verstehen. Die Menschen würden die „Achtsamkeit hinsichtlich der Natur und der tiefsten Sichtweise des Lebens zunehmend vergessen“ aber statt Weltuntergang brächte der Zyklus auch wieder eine gute Zeit.

Zur Verantwortung gehöre auch ein Gebäudeneubau nach den ökologischen Standards, so Thomas Riesel von der Evangelischen-Lutherische Kirche Zürich, verweist zudem auf die Baumpflanzaktion in Äthiopien und hofft, den blauen Planeten so gut es geht, den zukünftigen Generationen zu erhalten. Aus unterschiedlichen Gründen fehlen bis dato noch Stellungnahmen von einigen Kirchen und Glaubensgemeinschaften.

Seit Jahrhunderten gelang es weder der Politik noch der Religion, das Artensterben zu stoppen. Statt Gottvertrauen scheint ein kleines Virus in der Lage zu sein, einen neuen Tarif im Umgang mit der Umwelt durchzugeben.

 

Urs Heinz Aerni

 

Echte Ressourcen

Die Schweiz holt sich, was sie braucht. Öl und Gas wird aus dem Osten und Norden bestellt und durch Pipelines und Rheinschiffe ins Land geschafft, für gutes Geld. Diamanten und Edle Erden finden wir nicht in unseren Bergen, dafür im Kongo oder Südafrika. Es wird investiert, für Traumumsätze in Boutiquen und auf dem digitalen Markt. Die feine Schweizer Schokolade gibt’s bekanntlich nur durch importierten Kakao aus Übersee. Das Beste vom Besten kaufen wir uns in der ganzen Welt zusammen. Touristen aus dem Fernen Osten werden bussweise durchs Land geschleust, mit Stopps an Shops.

Clever die Schweiz! Da haben wir quasi null Bodenschätze und sind im Club der reichsten Länder. Schlau sind sie, die Eidgenossinnen und Eidgenossen, helle auf der Platte, wie man so sagt. Kreativ, fantasievoll und raffinierter Unternehmergeist ermöglichen Geldsegen durch komplexe Anlagegeschäfte, Finanzprodukte, chemische Zauberstücke und tickende Accessoires an den Handgelenken. Alles geboren und entwickelt unter der Schädeldecke.

Kurz: gut gebildete, geübte, ja trainierte Gehirne zwischen Rhein und Ticino, zwischen Boden- und Genfersee. Das Wissen ist also das Lebenselixier eines boomenden Globalplayers, entstanden in einem Bergland, in dem einst die Hellebarde und der Melkschemel die wichtigsten Werkzeuge waren.

Sie werden nun sagen: „Endlich schreibt der Aerni mal was Positives und lässt das Meckern.“ Mitnichten, liebe Leserin und lieber Leser, denn jetzt hole ich wortmächtig aus, gegen den Kostendruck an Schulen, den Verzicht auf Geisteswissenschaften an Technischen Unis, die Bürokratisierung im Schulwesen, ungelöste Herausforderungen in der Schulreform… doch, leider ist mein Kolumnenplatz soeben verschrieben…

Urs Heinz Aerni

 

 

Erschienen in der Zeitung Bündner Woche

„Nichts geht auf die Schnelle“

Die Weinbauern Andreas Meier und Markus Utiger lagerten im Tessiner Gestein Weine aus dem Aargau und dem Burgenland. Im Gespräch geben die beiden über die Vorteile der Magnumgröße, Lager- und Marketing-Trends und ihre Haltung zum Zeitgeist Auskunft.

Urs Heinz Aerni: Andreas Meier und Markus Utiger, Sie haben sich zusammengetan und unter dem Titel „Passion & Zeit“ in einem Gebirgsfelsen Weine eingelagert, Magnum-Flaschen. Wieso eigentlich diese Grösse?

Markus Utiger: Das Verhältnis zwischen dem Volumen Wein und den Anteilen Gas und Sauerstoff CO2 ist für eine langfristige Reifung sehr gut. Dazu kommt noch der längere und engere Flaschenhals, der dem Korken eine längere Ausdehnung ermöglicht.

Aerni: Das hiesse eigentlich, dass jeder Wein in eine Magnumflassche abgefüllt werden müsste?

Andreas Meier: Naja, als Pierre Pérignon [1638 – 1715 Anmerk. d. Red.] die 7,5 dl Flasche erfand, meinte er, dass sei das richtige Mass für einen Mann zum Essen (lacht).

Utiger: Die Magnumflasche wäre also für zwei Männer…

Aerni: Wie kam es zur Idee, gemeinsam Flaschen in einen Felsen einzulagern?

Meier: Wir sind Weinfreunde und Co-Präsidenten der Zurzibieter Weinfreundesetkion. Unsere Wege kreuzten sich regelmässig, so auch an Konferenzen, wo wir Kolleginnen und Kollegen aus der Bündner Herrschaft und dem Unterengadin trafen, an denen die topografischen Höhen für Lagerungen immer wieder ein Thema waren. Irgendwann kam Markus mit der Idee auf mich zu, es in einem Keller im Tessiner Blenio-Tal auf 1300 Meter über Meer mit einer Lagerung zu versuchen.

Aerni: Hand aufs Herz; ein Marketing-Gag?

Utiger: (lacht) Nein, wir waren zusammen in der Champagne und entwickelten diese Idee gemeinsam.

Meier: Ja, das war ein Champagner Marathon, weisst Du noch?

Utiger: (nickt und lacht)

Meier: Das war die Story; ich dachte, es handle sich um eine Art lange Degustationsmeile, aber es war tatsächlich ein Marathon! Ich startete in normaler Kleidung in Halbschuhen … wir haben das dann abgekürzt.

Utiger: Die hatten mitten im Wald in Abständen Tische aufgestellt, auf denen viele Gläser zum Degustieren standen…

Aerni: Schon die Geburt der Idee scheint eine Geschichte für sich zu sein. Aber nun doch nochmals die Frage zur Philosophie der gemeinsamen Fels-Lagerung…

Utiger: Die Idee der Geschichte kommt von der Affinage, eigentlich ein Begriff aus der Käse-Herstellung. Auf der Alp produziert der Käser seinen Käse und gibt ihn dem Affineur, dem Händler, der dann den Käse bei sich fertig lagert bis er einen gewissen und für den Verkauf perfekten Reifepunkt erreicht hat. Im Weinbusiness wird der Wein im Keller produziert, er wird abgefüllt und verkauft mit der Erklärung an die Kundschaft, dass er noch fünf oder zehn Jahre reifen kann, dann ist die Sache erledigt. Doch hier setzen wir ein, und gehen einen Schritt weiter mit dem Motto: Jeder bringt seinen Wein und affiniert ihn zusätzlich. Die Käse-Welt macht es uns vor: So wie der Käse ein Naturprodukt ist, ist es der Wein. Er lagert und reift drei Jahre in einem Felsen. Es herrschten Temperaturen von 5 Grad im Winter bis 17 Grad im Sommer und die höchste Luftfeuchtigkeit lag bei 99,9 Prozent im Frühling…

Meier: Das Wichtigste dabei sind die Temperaturschwankungen. Bei technischen Kühlanlagen gibt es die Hystrese, die Kühlung schaltet ein und aus und somit ergeben sich viele Temperaturpeaks. Eine einzige, gleichmässige Temperaturkurve ist besser.

Aerni: Mit anderen Worten, diese Art der Einlagerung ist also sinnvoller als die herkömmliche Kühlung?

Meier: Auf jeden Fall!

Utiger: Es gibt Studien, die das beweisen. Bei einer hat man Weine auf einem Kreuzfahrtschiff mit Kurs über die Weltmeere gelagert und ihn nachher mit den anderen Flaschen derselben Sorte und aus der gleichen Ernte verglichen. Resultat: die komplexeren, die höher bewerteten Weine stammten vom Schiff. Fazit: Bewegung und Temperaturschwankungen tun dem Wein gut.

Aerni: Könnte das heissen, dass die ganze Weinindustrie mit den ausgetüftelten Lager- und Kühltechniken ein wenig Zirkus betreibt?

Utiger: Nein, das nicht. Die Schwankungen dürfen natürlich auch nicht zu extrem ausfallen, nicht unter 5 oder über 25 Grad sein…

Meier: … auch die kleinen Bewegungen zwischen 12 und 13 Grad jeden Tag sind nicht ideal. Ein normaler Jahresrhythmus in einer gemässigten Umgebung ist das Beste.

Aerni: Aber grundsätzlich könnte der Wein ein bisschen mehr Natur vertragen oder der Natur anvertraut werden?

Meier: Die ideale Reifung ist eine Polymerisation von Phenol und Ethanol. Es braucht etwas Sauerstoff damit das Ethanol zum Ethanal wird, zum Kleber, der dieses Phenol zusammenhält. Und wenn das in einem gemässigten Milieu geschieht, ergibt sich das schöne langkettige, gute Gerbstoff-Molekül. Langkettige Gerbstoffe empfinden wir als vollmundig, sie reizen unsere Geschmackspapillen nicht, sondern der Wein erhält einen Schmelz und bleibt gleichzeitig jugendlich rund. Durch die Polymerisation gibt es eine Art Oxidationsschutz. Und in der Grösse dieser Magnumflassche mit diesem Verschluss haben wir etwa 8 Milligramm Sauserstoffzutrag oder weniger im besten Fall.

Aerni: Zurück zu Ihrer Felslagerung. Hat das vielleicht auch mit einer Sehnsucht zurück zur Natur zu tun? So als Kontrastprogramm zu Laboren, Messgeräten und Stahltanks? Etwas zurück zur archaischen Erde?

Meier: Ja, das Archaische haben wir schon etwas gespürt, als wir alles mit Muskelkraft aus dem Berg holen mussten (lacht).

Utiger: Und ich habe ihn mit meinen Kindern in den Felsen verfrachtet…

Aerni: Ist die Rückkehr zum Ursprünglichen eine Motivation?

Utiger: Ja, ich glaube, wir sind eine Branche, die sehr naturverbunden ist. Ich erlebe das mit Kunden, mit denen ich in die Reben oder in den Wald gehe und die sind immer ganz entzückt, atmen durch. Wir sind naturverbunden, es ist keine Rückkehr, sondern alles entsteht ja in der Natur. Andererseits ist die Technik so weit fortgeschritten, dass man heute theoretisch bereits den Wein aus dem gleichen Erntejahr trinken könnte. Doch wird dem Wein Zeit gegeben, dann entwickelt er sich von alleine richtig. Heutzutage braucht es Überwindung, nichts zu machen.

Aerni: Was macht der Zeitgeist mit seinem Lebensrhythmus mit Ihnen beiden?

Meier: Wir glauben an den Lagewein, also an den Flecken, wo er wächst und herkommt. Diese Haltung verbindet auch unsere Freundschaft.

Aerni: Wir reden jetzt von Lagewein, nicht vom Lagerwein…

Meier: Genau, Wein aus Trauben einer ganz speziellen Herkunft, das ist charakterbestimmend. Die Suche nach diesem Lagecharakter, nach diesem ureigenen Charakter, das ist das, was uns verbindet und uns fasziniert.

Aerni: Wie sehen Sie generell die Weinszene? Gibt es Modetrends innerhalb der Branche? Vielleicht auch im Genuss- und Konsumverhalten?

Utiger: Naja, in den letzten Jahren hat der Begriff „Naturwein“ immer wieder kursiert. Jemand, der nach Naturwein sucht, der schwächt alles ab, was nicht „Naturwein“ sei.

Aerni: Das müssen Sie mir näher erklären…

Utiger: Naturwein ist nicht reglementiert. Diejenigen, die Naturwein propagieren, sagen, sie machten nichts daran. Sie behaupten, die Trauben nur zu ernten und zu maischen und sonst nichts. Für mich grenzt das an Arbeitsverweigerung. Was ist Wein? Wein ist ein Kulturprodukt. Und was ist Kultur? Das ist immer etwas, was Menschen beeinflussen und prägen.

Aerni: Der Mensch bearbeitet die Natur um eben etwas aus ihr herauszuholen.

Utiger: Er beeinflusst sie, ja. Was wir beim Wein machen, ist den Gärungs- und Fermentierungsprozess in dem Moment zu unterbrechen, an dem wir ihn haben wollen. Wenn wir das nicht machen, wird er zu Essig, was wir ja nicht wollen. Wenn Sie eine Flasche von mir trinken und sie gefällt Ihnen, dann sollte die nächste Flasche die gleiche Qualität aufweisen und Sie sollten den Wein wiedererkennen können. Diese Kontinuität geht nicht ohne Raffinerie.

Meier: Mit „Naturwein“ wird versucht, marketingtechnisch zu differenzieren, zum Teil wird hier vieles an den Haaren herbeigezogen, mit dem Stand des Mondes, von der Venus und ich weiss nicht mit noch was allem…

Aerni: Aber es klingt ja noch schön…

Meier: Ja, das tut es, aber diese Differenzierungen sind manchmal Mumpiz. Unsere Kunst ist unser Wissen, langjähriges und jahrhundertaltes Wissen. Ich erinnere mich an ein altes Buch über das Weinmachen aus dem Jahre 1828 in meiner Bibliothek. Wir müssen nicht so tun, als wären wir die ersten Menschen, die sich auskennen; die Weinkultur besteht aus 8000 Jahren. Die Rebe ist ein Kulturgut und würde ohne den Menschen nicht existieren, sie würde im Wald nicht überleben. Die Rebe gilt es zu setzen, zu hegen und pflegen, ihr muss eine Form gegeben werden, durch Schneiden und Binden, man muss zu ihr schauen…

Aerni: … und jeder noch einen Namen geben?

Meier: Fast. Bei uns im Betrieb machen wir einen sogenannten sanften Rebschnitt – das klingt jetzt sehr zärtlich, ist es auch, fast ein Kuscheln mit der Pflanze. Man schaut sie an und sagt, du bist jetzt etwas stärker, ich gebe dir ein Äuglein mehr, du bist jetzt ein Dünneres, ein Schwächeres, so viel verträgst du nicht, ich muss dich etwas kürzer schneiden. So wird jeder Rebe eine Leistung abverlangt, die man ihr man ihr individuell zutraut.

Aerni: Frutarier schneiden die Reben nicht, um ihnen nicht weh zu tun…

Meier: Reben schneiden ist etwas Wunderschönes, es gibt Wettbewerbe zum Rebschnitt, da wird bewertet, wie die Rebe beurteilt wird oder wie verhindert wird, dass der Saftstrom nicht blockiert wird. Rebbauern sind unspektakuläre Menschen.

Aerni: … die viel Empathie für die Pflanzen haben müssen.

Meier: Sie lieben ihren Beruf, das sieht man eben in der Stadt nicht. Das sind meist ganz normale aber erdverbundene Menschen, aber sie sind nicht diejenigen, die das als Marketing mit Slogans verkaufen.

Utiger: Im Burgenland setzen wir zum Beispiel zwei Reben ins gleiche Loch, immer pärchenweise. Jede Rebe erhält einen „Strecker“, einen links und einen rechts. In den sehr trockenen Sommern muss die Rebe tief wurzeln können, genug Stabilität haben um das Wasser finden zu können. Das Verhältnis zwischen den ober- und unterirdischen Teile der Pflanze ist massgebend für die Regulierung an heissen Tagen.

Aerni: Wieso das pärchenweise Pflanzen?

Utiger: Es entsteht zu Beginn ein Verhältnis der Konkurrenz und fördert die Suche nach Nährstoffen und Wasser somit die Tiefe des Wurzelns.

Aerni: Kommen wir zum Begriff „Naturweine“ zurück…

Utiger: Das sind absolute Naturweine, wir haben noch nie was anderes gemacht. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass wir mit der Natur arbeiten.

Meier: Der Begriff wird als Marketingargument missbraucht.

Utiger: Nichts an der Rebe zu machen gewährt keine Qualität des Weines.

Meier: Der Weinmarkt in der Schweiz gleicht gelegentlich einem Teppichbasar; überall werden unglaubwürdige Rabatte gewährt. Der Weinmarkt ist offen gegenüber dem Weltmarkt, anders als die meisten Produkte unserer Primärsektors. Dabei gibt es kein Land auf der Welt, welches den Primärsektor nicht staatlich reguliert, vom Bergbau bis zur Landwirtschaft durch den üblichen Grenzschutz.

Aerni: Kommen wir nochmals auf Eure gemeinsame Lagerung im Tessiner Gestein. Die beiden Weine stammen aus dem schweizerischen Aargau und aus dem österreichischen Burgenland. Was kann jeder vom Nachbarn lernen?

Utiger: (lacht), lernen vom Aargauer Wein?

Meier: Das sind zwei starke Charakter, die lernen nichts voneinander.

Utiger: Die Weine sind selbst sehr differenziert aber ich habe von Andreas in den Gesprächen schon so viel gelernt, dass ich teilweise da und dort den Wein anpasste.

Aerni: Anders gefragt, der Österreicher Wein hat sein Imageproblem hinter sich, der Aargauer kämpft damit?

Meier: Nein, er hat gar kein Image, das ist das Traurige.

Aerni: Woran liegt das?

Utiger: Die Österreicher Weinszene wurde durch den Glykolwein-Skandal vor 30 Jahren praktisch zerstört, von dem sie sich heute wieder emanzipiert hat. In Italien gab es damals sogar Todesfälle. Während in Italien versucht wurde, alles unter den Teppich zu kehren, war es in Österreich ein öffentliches Thema.

Aerni: Was zum Umkehrschub wurde.

Utiger: Richtig, man musste reagieren. Es wurden darauf hin strenge Weingesetze erlassen, später kam die Förderung durch die EU dazu, damit zu guten Konditionen exportiert werden konnte. Und, es ist eine neue Winzer-Generation hinzugekommen, die sich sagte: „Wir machen das jetzt anders!“ In dieser Zeit tranken wir in der Schweiz Übersee-Wein, Syrah aus Australien, Kalifornien, Chile und Argentinien. Dann kam das Bewusstsein und damit die Frage, warum Wein um den halben Planeten verschifft werden muss, wenn diesem Weinstil doch auch durch Spanien und Österreich geboten wurde. Diese beiden Länder profitierten von der damaligen Geschmacks-Mode, die sich zwischenzeitlich wieder veränderte. Doch Österreich hat nach wie vor ein Imageproblem, mit dem Rotwein.

Aerni: Rotwein?

Utiger: Ja, weil man nie so recht weiss, um was es sich für einen Wein handelt. Es sind Fantasienamen und Lagenamen zugelassen, das ist irreführend.

Aerni: Man denkt ja eigentlich automatisch an den Zweigelt…

Utiger: Na ja, da denkt man schon weit. Das Imageproblem entstand, weil eben zu viel zugelassen wurde. Vor 15 Jahren – schätze ich – wurde auf Aushängeschilder gesetzt wie eben Zweigelt, Balufränkisch und St. Laurent. Und heute ist das Ursprungsgebiet wichtig, wie sie es in Frankreich und in Italien machen, was eine gewisse Heimatlosigkeit auslöste. Dazu kommt parallel eine stilistische Veränderung, zwischen Üppigkeit, Modernität und Süsse, was nur bedingt die Marke Österreich zu prägen vermag.

Aerni: Der Heurige ist in Österreich Kult, mit dem sich sogar Spielfilme und Romane beschäftigen, was in der Schweiz oder eben im Aargau nicht passiert.

Meier: Auch wir haben den Heurigen natürlich…

Aerni: Aber wir feiern ihn nicht so wie im Nachbarland.

Meier: Ja, das haben wir tatsächlich verlernt.

Aerni: Wieso haben wir diesen Zug verpasst?

Meier: Früher war das bei uns nicht anders. Der Sternen in Würenlingen war ursprünglich eine Trinklaube, war also ein Heurigen. Der achtzackige Stern im Logo bedeutet ein Plus- und Malzeichen übereinander, ein Zeichen dafür, dass man hier etwas essen und trinken kann. In Österreich hielt der Besen oder der Strauss als Symbol her, für eine sogenannte Straussenwirtschaft von Winzern und Weinbauern die saisonal und tageweise durch einen eigenen Gastbetrieb ihren selbsterzeugten Wein direkt vermarkten. Während dieser Brauch aus dem Mittelalter bis heute in Österreich aktiv ist, lösten diesen in der Schweiz Restaurants, Pizzerien, American Diners und Sushi-Restaurants ab.

Aerni: Es wurde internationaler und weniger ursprungsorientiert, die Schweizer Gastroszene?

Utiger: Im Grunde muss das ja nicht schlecht sein, aus den Küchen der Welt wählen zu können. Aber das Tragische ist, dass heute Essen und Getränke auf primitivste, einfachste und billigste Weise verhökert und konsumiert wird.

Aerni: … Primitivo?

Utiger: (lacht), dazu gibt es noch andere Geschichten, zum Teil nicht ganz seriöse…

Meier: Ja, und Zucker ist bei diesen Weinen ein grosses Thema… Aber wir haben uns vorgenommen, hier nicht andere Produzenten zu kritisieren.

Aerni: Ist es nicht legitim, ökologischen Unsinn zu kritisieren? Nun aber nochmals zu Ihrem Projekt der im Felsen eingelagerten Magnumflaschen, die unter dem Motto «Passion und Zeit» steht. Wie sind Sie zu diesem Titel gekommen.

Meier: In allem, was wir machen, muss die Tiefe, die Sorgfalt gepflegt werden. Nichts entsteht auf die Schnelle.

Aerni: Sie haben Zeit und Passion für die Herstellung aufbringen müssen, ist es aber nicht auch eine Message an unsere Gesellschaft? Sich mehr Zeit für mehr Qualität zu nehmen zum Beispiel?

Utiger: Viele haben eine Leidenschaft, aber heute leben wir häufig von Moment zu Moment.

Aerni: Also mehr von Happenings zu Happenings…

Utiger: Ja, wir sind schnelllebig unterwegs und posten auf Social Media und rennen weiter.

Meier: Das Gegenteil von «Passion und Zeit» ist eigentlich «Lust und Moment».

Utiger: Und schlicht: Wenn Sie eine Magnumflasche öffnen, brauchen Sie Zeit und Leidenschaft.

Meier: Oder auch anders gedeutet: durch unsere langjährige Arbeit und Leidenschaft ermöglichen wir dem Konsumierenden Genuss und schöne Momente…

Aerni: Zum Schluss: Was für Menschen wären diese beiden Weine, die hier nebeneinander liegen?

Meier: Der Pinot Noire wäre wohl eine Art Diva, rund, weiblich. Der Blaufränkische dagegen ist struktur- und gerbstoffbetont, er ist kräftiger im Eindruck und wäre wohl der starke Gegenpart.

Utiger: (lacht und nickt)

 


 

INFOS

Die Weine:

Kloster Sion Réserve 2013

„Evolutionäres Streben hin zum perfekten Wein“ Andreas Meier

Der Kloster Sion Réserve zählt zu den besten Pinot Noir. Die privilegierte Lage des Rebbergs, beste klimatische Bedingungen und sorgfältiges Winzerhandwerk sind Basis für diesen Wein.

 

Utiger Rappbühl Blaufränkisch 2013

„Kleinstmengen in Höchstqualität“ Markus Utiger

Blaufränkisch aus der Lage Rappbühl im österreichischen Burgenland besitzt reichlich Struktur und steht für langlebige sowie dichte Weine. Markus Utiger verbringt viel Zei am Neusiedlersee wo er gemeinsam mit René Pöckl antrat, um den besten Blaufränkisch des Landes zu produzieren.

 

Hier geht es zu weiteren Informationen und zur Bestellmöglichkeit…

 

Andreas Meier ist Inhaber des Weinguts zum Sternen und der Rebschule. Der Vater dreier Töchter und ausgebildeter Weinbauingenieur widmet sich neben der Leitung des Familienunternehmens u. a. dem Schweizer Oenologenverband, Vitaplant IG Jungreben sowie der Besserstein Wein AG, er unterrichtet für Gastrosuisse und HF Weinbauchtechniker. Politisch engagiert er sich im Aargauer Grossrat (Kantonsregierung). Seit einigen Jahren überführt er das Weingut in eine Produktionsstätte, die sich die Naturverträglichkeit und Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreibt.

Markus Utiger wuchs mitten im Rebberg im beschaulichen Zurzibiet im Kanton Aargau auf. Nach Ausbildungsstationen in der Gastronomie als Koch und Servicefachangestellter übernahm er 23 Jahre jung die Stelle als Sommelier im Designhotel Greulich in Zürich an. Dann liess er sich zum Weinakademiker ausbilden mit Wirkungsfeld in Rust am Neusiedlersee, wo er sich mit dem Österreicher Wein beschäftigte. 2008 erhielt Utiger als jüngster Schweizer Teilnehmer das Weinakademiker-Diplom. Heute arbeitet er bei der Weinhandlung Le Millésime in Vevey und baut eine Zweigstelle mit Sitz in Windisch (AG) auf.

Salomé Meier machte die Bilder, sie lebt als Kulturjournalistin, Fotografin in Zürich und rezensiert Bücher für Radio SRF2 Kultur und Literarischer Monat.

Das Gespräch fand im Stadtbistro Isebähnli in Baden (Kanton Aargau) statt.

 

 

Sollen in den Polizeimeldungen jeweils die Herkunft der Beteiligten genannt werden?

In Zürich entfachte wieder die Debatte, ob die Polizei jeweils die Herkunft von involvierten Personen bei Zwischenfällen genannt werden soll. Hier geht es zu einem Beitrag in der Neuen Zürcher Zeitung…

 

Ein Deutscher, ein Italiener und ein Serbe hätten den Überfall begangen. So stehts in der Zeitung. Wie relevant sind die Aussagen für den Lesenden? Hilft es? Nützt es? Wer will es wissen? Wäre es auch interessant, zu erfahren, ob bei der Schlägerei oder beim Autounfall ein Bayer, ein Hesse und ein Hamburger involviert sind? Wieso nicht? Bei der Massenkollision auf der A1 zwischen Dortmund und Köln durch Nebel waren Autolenker aus dem Saarland, aus NRW, Brandenburg und Bremen beteiligt. Im Berliner Lokalblatt könnte doch darauf verwiesen werden, dass ein Marzaner, ein Neuköllner und ein Spandauer im Nachtclub nach Belästigungen des Personals verhaftet wurden. Und in im Kiezblatt müsste folglich erwähnt sein, dass die prügelnden Gäste von der Hinterhofstraße, der Oberaustraße und der Mittelgasse kommen und einer sogar am Waldweg wohnt.

Urs Heinz Aerni, mütterlicherseits ein Zuger (Zentralschweiz), väterlicherseits ein Solothurner, jedoch in Baden (Aargau) geboren und in Fislisbach (Aargau) aufgewachsen aber in Zürich wohnhaft.

Ist in der Schweizer Version auch am 30. Januar 2020 in der Neuen Zürcher Zeitung erschienen.