Was ist Ihr Kommentar zu Trump?

Wir haben nach Kommentaren gefragt und diese Antworten erhalten. Schreiben Sie uns auch Ihre Meinung.

Ein ungehobelter, respektloser, sexistischer und aufwieglerischer Präsident an der Spitze des mächtigsten Landes der Welt: Der Ausgang der Wahlen in den USA erschüttert mich. Wir sind damit gefordert, uns weiterhin und noch stärker für Werte wie gesellschaftliche Offenheit und Vielfalt, für Toleranz und Gleichberechtigung, für soziale Sicherheit und den Schutz von Minderheiten einzusetzen. Corine Mauch, Stadtpräsidentin Zürich

In der Sekunde, in der mir klar wurde, wer für mehrere Jahre der nächste amerikanischer Präsident sein wird, habe ich beschlossen, ihn in meinen Nennungen als den an der Seite der neuen First Lady, Melanie Trump, stehenden Mann zu führen, der mächtigsten Fist Lady der Welt. Es war schließlich Melanie Trump, die im Wahlkampf als erste die Frage an die Wählerinnen und Wähler ihres in ihrem Interesse und im Interesse aller Frauen in den USA kandidierenden Mannes aufgeworfen hat: „Wollen wir ein Land, in dem Frauen respektiert werden?“ Die Antwort ist eindeutig ausgefallen. Amerika will dieses Land sein, ein Land, in dem Frauen respektiert werden.
Es müssen zwar selbstverständlich auch noch ein paar andere Dinge respektiert werden, wie die Gewaltentrennung, vor allem von Staat und Privatangelegenheiten, oder die Menschenrechte, vor allem für sozial Schwache und rechtlich Schutzlose, aber darum wird sich die neue First Lady nach ihren eigenen Worten in Zukunft ohnedies intensiv kümmern. Sicher in Begleitung ihres Mannes, der an ihrer Seite viel von ihr lernen kann, das ihm zugute kommt, wenn er bei der nächsten Wahl zum wichtigsten Unterstützer ihrer Kandidatur für das Amt der ersten Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika werden wird. Gerhard Ruiss, Schriftsteller und Autor in Wien                                                                                
Sie haben einen Hirnschaden gegen Hillary antreten lassen – und den Hirnschaden gewählt. Sie hätten auch einen Joghurt oder einen Rasenmäher gewählt. Man erträgt sie einfach nicht. Christoph Simon, Schriftsteller und Kabarettist in Bern

Was das Trump-Trauma angeht, da fehlen mir ehrlich gesagt die Worte! Ulrich Land, Hörspielautor und Kriminalschriftsteller in Freiburg

Kommentar auch unter Einbezug der Wahlen in Österreich um den Nationalpräsidenten: Nationalismus uralt ist gleich neu. Am wichtigsten ist der eigene Sieg. Dann kann man auch großzügig sein. Für den Moment. Der Feind ist das FREMDE, die FREMDE, der FREMDE. Man will gar nicht wissen, WAS oder WER das eigentlich ist. FREMD muss FREMD bleiben. Sonst funktioniert der Motor Angst nicht. Schranken durch demokratischen Grundkonsens, Respekt, Mitgefühl darf es nicht geben, es geht um MEHR. Religiöse Werte werden missbraucht, um das eigene Konzept zu heiligen. Bündnispartner sind alle, die zustimmen. Und andere Nationalisten. Das System ist böse, man verspricht Rettung und Heil. Nicht durch Taten, sondern in dem man die ANDEREN an den Pranger stellt. Das Nationale verbrämt sich sozial durch den Kampf gegen die ANDEREN, gegen DIE DA OBEN. Es bietet sich als Lösung an. Für alles. National und sozial. Hatten wir schon. Eva Rossmann, Autorin in Wien 

Ein aufgeföhnter, rassistischer, frauengrapschender Steuerhinterzieher kann Präsident werden – das Land der unbegrenzten Möglichkeiten … Gabrielle Alioth, Schriftstellerin in County Louth, Irland

Schmerzhafte Koinzidenz. Gerade bin ich in Tokyo. Das Wetter ist herrlich, nie in diesem Jahr war der Blick auf den Fuji klarer. Hier in Japan schreibt man das heutige Datum so: 11/9. Ein gleichlautendes Datum kennt die Welt bereits. Es war auch eine Art Weltuntergang. Ich bin Amerikanistin. Ich fühle mich geradezu mental wie körperlich angegriffen von diesem Wahlergebnis. Und weiß nicht ein noch aus.. Wie meine Familie in den USA. Nora Gomringer, Schriftstellerin in Bamberg aber live aus Japan

hahahha: no comment! Daniel Schnyder, Musiker in New York

Donald Trump ist der ultimative Weckruf an alle Medien, nicht mehr am Volk vorbei zu schreiben/berichten. Das Volk hat gewählt zwischen dem Elefanten im Porzellanladen und einer verhärteten intellektuellen Strategin. Die USA bekommt was sie verdient. Europa, inklusive Schweiz, werden vor Trump knien, seine Hand küssen und ihm folgen. Wie immer. Alles bleibt gut. Heidi Lang, Autorin in Zürich

z.b. 9.11.2016

morgens

die nachbarn

freundlich

grüssen

verbündete suchen

gegen

trump

Guy Krneta, Schriftsteller in Basel

Buchtipp: „Kleine Geschichte der USA“, Reclam Verlag. Viellicht hilft es etwas.

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Krupps Katastrophe

„Krupps Katastrophe“ heißt der Roman von Ulrich Land, eine Art Kontrafaktur oder so. Der Roman verbindet interessante Fakten mit offenen Fragen zu einer historischen Anekdote. Fragen an den Schriftsteller und Hörspielautor, der aus Köln stammt und heute in Freiburg i. Breisgau lebt.

Urs Heinz Aerni: Ihr Kriminalroman dreht sich um Friedrich Alfred Krupp, dem Industriellen und Politker aus Essen, geboren 1854, gestorben 1902. Wie kamen Sie auf ihn?

Ulrich Land: Ich bin über einen ZEIT-Artikel gestolpert, der sich dem Bismarck-Zeichner Allers widmete, weil dieser als Sündenbock und Bauernopfer für den Krupp-Skandal herhalten musste.

Aerni: Der Stoff fußt zwar auf historischem Material aber Sie schmücken gerne aus…

Land: Ich schreibe historische Ereignisse für mein Leben gern fiktional weiter. Kontrafaktur, habe ich mir sagen lassen, nennt sich diese Masche. Also dann meinetwegen: Kontrafaktur! Zumal wenn ein historischer Background so viel Ungereimtheiten enthält wie der des Aufstiegs und Falls von Friedrich Alfred Krupp. Der musste einfach mal dichterisch besungen werden.

Aerni: Und, machte es Spaß?

Land: Was mich besonders an dieser Art zu schreiben reizt, ist das Verwirr-Spiel mit Fakten und Fiktion, das, wenn es gut läuft, so weit geht, dass man als Leser irgendwann nicht mehr weiß, was hier Dichtung und was Wahrheit ist, und dass man es am Ende vielleicht gar nicht mehr wissen will. »Anwalt« für dieses literarische Verfahren ist hier im Krupp-Roman der Enkel, dem Fahrenhorst die ganze Story – angeblich, versteht sich-  zutrug; im Manuskript stets eingerückt und in einer anderen Schrift gesetzt.

Aerni: Während viele andere Autorinnen und Autoren mit sich immer wiederkehrenden Ermittler-Team arbeiten, entschieden Sie sich dagegen und schicken das Geschehen in Gegenden wie Norwegen, Eifel, Island, Nordatlantik, Capri oder Ruhrgebiet. Wieso?

Land: Einer der Gründe ist, dass ich mir gern Figuren und Typen ausdenke, und es kommt mir irgendwie langweilig vor, immer denselben Gimpeln bei der Arbeit über die Schulter zu schauen. Außerdem kann das natürlich bei dem oben beschriebenen Verfahren nicht funktionieren, da es ja um jeweils einen anderen historischen Fall und damit um ein dezidiertes Umfeld mit ganz bestimmten Figuren geht, die ich zumeist möglichst nah an der real existierenden historischen Situation, um die es geht, anzudocken versuche. Es wird mir also auch fürderhin diesen Rechercheaufwand und die Annäherung an jeweils neue Helden kaum erspart bleiben.

Aerni: Woher kommt Ihr Faible für diese Ironie und das Morbide in Ihren Geschichten?

Land: Ich glaube, dass es zwei ganz wesentliche Triebfedern, womöglich nur diese, für das menschliche Tun und Lassen gibt: Sex und Tod. Also alles, was mit Liebe, Arbeit, Eros und Reichtum im materiellen wie ideellen Sinne zu tun hat, einerseits.

Aerni: Und anderererseits?

Land:  Andererseits alles, was mit dem destruktiven Gegenteil zu tun hat. Freud, ick hör dir trapsen. Jau, ich weiß. Aber macht ja nichts. Wo er eben Recht hat, hat er eben Recht. Aus genau dieser Spannung jedenfalls schlagen die Funken in meine Feder – um’s mit poetisch-pathetischen Girlanden zu behängen.

Aerni: Sie sind Dozent für Creative Writing-Kurse, haben Sie selber mal an so einem Kurs die Schulbank gedrückt?

Land: Nein, nie. Ich hab mal in einem Crash-Kurs das Radiomachen gelernt bzw. in dreien. Aber da ging’s nicht um das literarische Schreiben. Nein nein, alles, was ich in diesen Uni-Seminaren anbiete, hab ich mir selber aus den Fingern gesogen. Sowohl inhaltlich als auch didaktisch.

Aerni: Mit anderen Worten, keine Regeln und keine Gesetze für Schreibwillige?

Land: Bis heute weiß ich nicht wirklich, wie’s letztlich funktioniert, das kreative Schreiben, und was es im Innersten zusammenhält. Wenn ich’s wüsste, würde ich vermutlich keine Seminare mehr dazu abhalten.

Aerni: Wie hat es Sie denn erwischt, die eigene Schreiblust?

Land: Wie die allermeisten anderen wahrscheinlich auch: durch die Liebe. Durch ganz viel Selbstliebe respektive durch die Eitelkeit, was ganz anderes machen zu wollen als alle anderen. Durch Liebe zu meinem Großvater, den ich nie gekannt habe, weil er lange vor meiner Geburt gestorben ist, der aber als Enfant terrible in der Familie galt und mit dem ich mich über Jahre literarisch befasst habe, obwohl von all diesen Texten nicht eine einzige Zeile je veröffentlicht wurde. Liegt alles noch in irgendwelchen Pappschachteln. Durch Liebe zu meiner damals Festen, der ich meine allererste Story gewidmet habe. Sowohl diese Liebe als auch die Geschichte sind allerdings verschollen. Irgendwie schad‘ drum.

Ein Interview führte Urs Heinz Aerni mit Ulrich Land auch für Radio Freirad Innsbruck, das hier gehört werden kann.

Der Autor: Ulrich Land wurde 1956 in Köln geboren. Dort studierte er Germanistik, Geographie und Philosophie. Seit 1987 arbeitet er als freier Autor und schreibt Erzählungen, Reportagen, Essays, Kriminalromane, Theaterstücke und Lyrik. Mehr Informationen finden Sie per Anklick hier…

Das Buch: Ulrich Land: „Krupps Katastrophe“, Capri/Ruhrgebiets-Kriminalroman, Oktober Verlag, 284 Seiten