RONDINE MONTANA

Irgendwas zischt mir über den Kopf beim Wandern im südlichen Graubünden bei Grono. Kaum versuchte ich, das fliegende Etwas zu erkennen, muss ich mich wieder ducken vor einer Scheinattacke. Beim zweiten Angreifer wird es klar, es sind Felsenschwalben. Ich stehe unter einer niedrigen Brücke, und in der Lücke zwischen der Trägersäule und dem Beton der Straße kann ich ein Nest ausmachen. Und diesem Nest bin ich wohl zu nahe gekommen. Schnurstracks gehe ich meines Weges, auch wenn dieser Vogel nicht für physische Feindberührungen bekannt ist.

Wie alle Schwalben segeln die Felsenschwalben durch Schluchten und über Felder, um Insekten zu fangen. Und wie alle anderen Schwalben kehrt sie dem Norden im Herbst den Rücken und im Frühling denselben dem Süden. Sie gehört allerdings zu den Ersten, die nördlich der Alpen eintreffen, wenn im März noch Schnee liegt. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, dass Sie beim Skiliftanstehen eine Felsenschwalbe vorbeiziehen sehen. Bemerkenswerterweise bevölkert diese Schwalbe zwar die Alpen und das Jura, aber nicht nördlicher als Zentralfrankreich, Süddeutschland und in Ungarn bis zum Donaudelta. Sie wählt lieber das raue Klima auf 2600 Meter über Meer als den hohen Norden.

Erfreulicherweise darf vermeldet werden, dass die Bestände dieses Vogels hierzulan- de stabil und ungefährdet sind. Und es lohnt sich, zum Beispiel beim Umsteigen, am Bahnhof Tiefencastel herumzuschauen. Hier sitzen auf den Fenstersimsen die Teenager, wartend auf Futter. Oder wenn Sie das Hotel gegenüber der Post in Len- zerheide verlassen, dann schauen Sie schräg links auf das Gebäude mit der Tem- peraturanzeige. Dort in den Nischen unter dem Dach können jedes Jahr Felsen- schwalben bewundert werden. Und ja, hier können Sie die Vögel aus sicherer Distanz beobachten und müssen sich nicht ducken.

Urs Heinz Aerni

PS: Der Vogelbeobachter bietet in der Sommersaison auf der Lenzerheide und in Chur Vogelspaziergänge an. Anfragen: ursaerni@web.de

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Kulturtipp: „Berg & Buch“ im Hotel Schweizerhof Lenzerheide

Es lohnt sich, über Ostern ein Zimmer im Hotel Schweizerhof in Lenzerheide zu buchen. 

Der richtige Moment für ein gutes Buch

Von Karfreitag bis Ostersonntag wird abends in unserer Lobby geplaudert, gespielt und gelesen.

«Bücher sind dicke Briefe an Freunde» sagte mal ein Philosoph. In Zusammenarbeit mit zwei Buchhandlungen dürfen wir während den Feiertagen eine auserlesene Bücherwelt präsentieren.

Spannende Geschichten, Reiseberichte, Natur, Kunst, Kinderwelten, Poesie, Fragen an das Leben und fröhlicher Humor; das ist der Stoff aus denen die Bücher sind und wir wünschen viel Vergnügen beim Stöbern, Wundern und Kaufen. Das Sortiment der hauseigenen Buchhandlung in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Schuler in Chur wird durch die Buchhändlerin Alexandra Vogel von der Buchhandlung zum Geeren in Dielsdorf mit gedruckten Leckerbissen erweitert.

Und der bekannte Kinderbuchautor Lorenz Pauli wird die Kinder mit seinen Geschichten verzaubern.

Hörrundgang im Hotel

Seit 30 Jahren betreiben Claudia und Andreas Züllig den Schweizerhof Lenzerheide. Das sind 30 Jahre Erlebnisse und Emotionen, die ein ganzes Buch füllen würden. Zu diesem schönen Jubiläum schenken wir nun unseren Hotelgästen einen einzigartigen Hör-Rundgang durch Raum und Zeit. Lassen Sie sich vom bekannten Schauspieler Gian Rupf durchs Hotel führen – lauschen Sie «hinter den Kulissen», und erleben Sie unser Haus aus neuer Perspektive. (Text von Urs Heinz Aerni, Technik und Sound von Michael Wernli)

Kunst im Hotel

Erleben Sie Kunst mit allen Sinnen – unter anderem mit Max Dudler und Mayo Bucher und dem schönsten Hamam im Alpenraum.

Überall in unserem Hotel begegnen Sie Kunst: in der Gabar, im Wintergarten, im Restaurant/Bar, vor und im Hamam, in der Lobby und in den Gängen zu den Alpenchic Zimmern. Aktuell arbeiten wir an einem kleinen Kunstführer, der auf den Frühling 2022 erscheinen wird. Bis dahin empfehlen wir Ihnen, sich einfach durchs Hotel treiben zu lassen, die Kunst zu bestaunen und auf sich wirken zu lassen.

«Seit der Mensch baut, widerspiegeln sich in der Architektur seine körperlichen und geistigen Bedürfnisse. Die gebaute Umwelt be­ein­flusst­ die­ Qua­li­tät­ un­se­res ­Le­bens.­ So­ ge­se­hen­ ist­ Ar­chi­tek­tur­ nichts anderes als Lebensqualität. Auf dieser Erkenntnis basiert unser Denken und Handeln.»

Max Dudler, Architekt Hamam Hotel Schweizerhof

Na dann, vielleicht sieht man sich…

Und hier geht es zum schönen Buch über das Hamam…

Wo ist Welt?

Irgendwer meinte, dass es auffallend sei, wie viele junge Männer sich unter den Flüchtlingen aus Afrika, Afghanistan oder Syrien befänden. Aber wer denn sonst soll fliehen oder auf die Suche machen, wo Geld fürs Leben zu finden ist?

Mit siebzehn Jahren zog der Sohn eines Müllers und Kleinbauers aus Alvaneu-Bad nach Odessa, wo er eine Bäckerlehre absolvierte. Er hiess Peter Balzer, das war im Jahre 1814. Flurin Lozza verliess Marmorea um sich als Tellerwäscher in Spanien und Frankreich durchzuschlagen. Sie gehören zu den vielen jungen Männern und auch Frauen, die im 19. Jahrhundert Graubünden verliessen um im Ausland ein Auskommen als Söldner, Zuckerbäcker, Cafétiers, Ladendiener und Hausangestellte zu finden. Mir wurde zugetragen, dass der Bürgermeister von Palermo mit seinem Team zum Strand geht, so bald ein neues Flüchtlingsboot angekündigt wird, um die Menschen in Empfang zu nehmen und zu fragen, welche berufliche Erfahrungen sie mitbrächten. Je nach Antwort, organisiere er, dass sie gleich den entsprechenden Branchen zugeteilt würden. Wie gesichert diese Information ist, weiss ich nicht aber es liest sich couragiert an, nicht? So waren sicher die damals ausgewanderten Bündnerinnen und Bündner froh, auf Menschen zu treffen, die sie aufnahmen und engagierten. Basierend auf ein Zitat in einem damaligen Brief in die Heimat lautet das Buch von Donat Rischatsch „Auch hier ist Welt“. Die darin erzählten Geschichten von Menschen im Bündnerland, die das Glück und das Weite suchten, lösten die ersten Kulturtage in Lain, Muldain und Zorten aus, die vom 11. bis 13. Oktober dauern und nicht nur dokumentieren, sondern das Damalige mit dem Jetzigen vermischen, in verschiedenen Disziplinen der Kunst. Das Programm berührt alle Sinne und verführt uns mit Sicherheit zu neuen Zugängen in der Frage, was denn unsere Welt ausmache und wo sie sein könnte.

Urs Heinz Aerni

Der passende Link: https://www.kulturampass.ch

Der Beitrag erscheint auch in der Bündner Woche und auf Berglink.de