Wo ist Welt?

Irgendwer meinte, dass es auffallend sei, wie viele junge Männer sich unter den Flüchtlingen aus Afrika, Afghanistan oder Syrien befänden. Aber wer denn sonst soll fliehen oder auf die Suche machen, wo Geld fürs Leben zu finden ist?

Mit siebzehn Jahren zog der Sohn eines Müllers und Kleinbauers aus Alvaneu-Bad nach Odessa, wo er eine Bäckerlehre absolvierte. Er hiess Peter Balzer, das war im Jahre 1814. Flurin Lozza verliess Marmorea um sich als Tellerwäscher in Spanien und Frankreich durchzuschlagen. Sie gehören zu den vielen jungen Männern und auch Frauen, die im 19. Jahrhundert Graubünden verliessen um im Ausland ein Auskommen als Söldner, Zuckerbäcker, Cafétiers, Ladendiener und Hausangestellte zu finden. Mir wurde zugetragen, dass der Bürgermeister von Palermo mit seinem Team zum Strand geht, so bald ein neues Flüchtlingsboot angekündigt wird, um die Menschen in Empfang zu nehmen und zu fragen, welche berufliche Erfahrungen sie mitbrächten. Je nach Antwort, organisiere er, dass sie gleich den entsprechenden Branchen zugeteilt würden. Wie gesichert diese Information ist, weiss ich nicht aber es liest sich couragiert an, nicht? So waren sicher die damals ausgewanderten Bündnerinnen und Bündner froh, auf Menschen zu treffen, die sie aufnahmen und engagierten. Basierend auf ein Zitat in einem damaligen Brief in die Heimat lautet das Buch von Donat Rischatsch „Auch hier ist Welt“. Die darin erzählten Geschichten von Menschen im Bündnerland, die das Glück und das Weite suchten, lösten die ersten Kulturtage in Lain, Muldain und Zorten aus, die vom 11. bis 13. Oktober dauern und nicht nur dokumentieren, sondern das Damalige mit dem Jetzigen vermischen, in verschiedenen Disziplinen der Kunst. Das Programm berührt alle Sinne und verführt uns mit Sicherheit zu neuen Zugängen in der Frage, was denn unsere Welt ausmache und wo sie sein könnte.

Urs Heinz Aerni

Der passende Link: https://www.kulturampass.ch

Der Beitrag erscheint auch in der Bündner Woche und auf Berglink.de

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Spenden oder nur Wünschen?

Zuerst fand ich das eine gute Idee. Eine Bekannte startete anlässlich ihres Geburtstages via Facebook eine Spende-Aktion für eine gemeinnützige Organisation, wohl mit der Überlegung, dass die Leute nichts schenken sollen, sondern etwas Gutes unterstützen. Aber bei Lichte betrachtet, ist es doch nicht so optimal, dieses Konzept. Warum?

Erstens, soll nicht erwartet werden, überhaupt beschenkt werden zu müssen. Zweitens, gibt es Zeitgenossen, die einfach alles Gute wünschen möchten, ohne Geld ausgeben zu wollen. Drittens, die zu unterstützende gute Sache finden vielleicht nicht alle genau so gut. Viertens, wenn Freunde nur Glückwünschen können, wenn eine Spende damit gekoppelt ist, erzeugt das einen unangenehmen Druck.

Bei der besagten Bekannten, wünschte also mal nur alles Gute. Resultat: Keine Antwort und dann wird auf der publizierten Liste mit allen Spenderinnen und Spendern erkennbar, dass mein Name fehlt und ich dann als Erbsenzähler verdächtigt werde.

Also meine Lieben, zu meinem 56. biologischen Betriebsjubiläum, kann freiwillig hier gespendet werden: BirdLife, «Kultur am Pass», Pro Natura, NABU, Ärzte ohne Grenzen, Naturschutzbund Österreich, Sprachsalz oder Deutsch Schweizer PEN, dies als kleine Auswahl.

Auf jeden Fall, lasst uns das Glas erheben, auf Gesundheit, Fröhlichkeit und in Gedenken an liebe Menschen und vor allem an solche, die nicht mehr mit bei uns auf dem blauen Planeten weilen.

Herzlich
Euer Urs