Der Mann hinter INSIDE PARADEPLATZ: Lukas Hässig

Inside Paradeplatz wird abonniert und von Bankern gefürchtet. Der Journalist Lukas Hässig schrieb für verschiedene Zeitungen und Wirtschaftsmedien sowie Bücher über die UBS und das Bankgeheimnis. Seit 2011 betreibt er den News-Blog und sorgte schon mit machen Enthüllungen für viel Unruhe in der Finanzwelt.

Für den Kanal DIE REDAKTION stellte ich Lukas Hässig in Zürich Fragen über seine Arbeit, seine Herausforderungen und seinen Umgang mit Kritik.

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Mob im Web?

Haben Sie gewusst, dass sich Swisscom-Kunden gegen die massive Gebührenerhöhung für Papierrechnungen mit einem Brief erfolgreich wehren können? Doch etwas anderes beschäftigt mich mehr:

Von uns Medienschaffenden wird in der Regel erwartet, Hintergründe erfahren zu wollen, besonnen zu recherchieren, Umstände sachlich einzuschätzen, aufzuklären und mit sprachlichem Feingefühl zu informieren, zu kommentieren und komplexe Ereignisse in unserer komplizierten Welt einzuordnen. Es gab Zeiten, in denen ihre Arbeit auf klar definierten Kanälen wie Zeitung, Magazin, Radio und Fernsehen genossen oder konsumiert und auch die Möglichkeit genutzt werden konnte, sich per Leserbrief an der Debatte einzuschalten. Für das Medium stand eine Redaktion in der Verantwortung, für Qualität der Texte, der Seriosität der Inhalte und der Mäßigung des Tones bei der Meinungsäußerung.

Bis irgendwann, jede und jeder die Macht erhielt, dergestalt sich öffentlich äußern zu können, wie es die offiziellen Medien es bis dato kannten. Im World Wide Web und den daraus entstandenen Plattformen der sogenannten Sozialen Medien. Das Resultat? Statt des völkerverbindenden Dialoges, gibt’s nationalistische Hassreden. Statt Förderung von Bildung und Wissen sind egozentrische Verlautbarungen von festbetonierten Weltbildern zu lesen. Es wird pauschalisiert und mit dem Zweihänder ausgeteilt. Und spätestens hier, wäre die Kompetenz von Profi-Medienschaffenden wieder vonnöten, mit kühlem Kopf aufzuklären. Doch stattdessen lese ich von einer Berufskollegin folgenden Kommentar, den sie zum tragischen Fall im Frankfurter Hauptbahnhof auf Facebook postete: „Was hat man sich nur für Dreckspack ins Land geholt????“ Klar, Journalistinnen sind auch nur Menschen aber was denken wir von einem Polizisten, der betrunken am Steuer sitzt?

Urs Heinz Aerni

Der passende Buchtipp: „Ethik des Journalismus – Wie steht es um Ethik und Moral im Journalismus?“ von Hila Kakar, 978-3-639-87423-5, AV Akademikerverlag

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Die Themen im ZEITPUNKT
Zeitpunkt 147: schwarz – weiß
Chapeau! Wir ziehen den Hut vor den mutigen Klimaseniorinnen, dem geläuterten Hans-Dietrich Reckhaus, dem fröhlichen Kämpfer Jürgen Grässlin und dem Zukunftsflüsterer Paul Dominik Hasler.
Das Gute von Ute über Twitter als Mediengenossenschaft, das
Fairphone, Tante Inge und den Genuss des Lebens in vollen Zügen.
allein — zusammen
Lob der Graustufen – warum wir weiss bevorzugen und die Wahrnehmung von Grautönen schulen sollten
Ute Scheub
Die ewigen Anarchisten von St. Imier – ihr Treffpunkt ist der «espace noir»
Klaus Petrus
Sind Schwarz und Weiß Farben?
Bera Hofer
Schwarze Listen – seit je ein Mittel der Generalverurteilung
Regine Naeckel
Kriege weiß waschen – Gegner schwarz malen. Gespräch mit
Jürgen Becker
Die «Weißhelme» des Geheimdienstoffiziers
Ahmad Salah
Schwarze Kutten, weisse Kittel
Martina Pahr
Von schwarzen und weissen Magiern
Ingo Hoppe
Mit Kratzeisen und Stoßbesen – wer kennt sie nicht, die Glücksbringer in Schwarz?
Klaus Petrus
Verruckt muss man sein
Ute Scheub
Schwarzsehen, weißdenken
Martina Pahr
Des Raben weißer Flaum
Eva Rosenfelder
Im Körperkontakt mit Schwarz und Weiß
Heike Pourian
Ein Geschenk des Himmels – Eindrucke vom schneereichsten Ort der Alpen
Andrea Schelbert
entscheiden & arbeiten
«Syrien ist ein guter Platz – auch jetzt während des Krieges»
Regine Naeckel
Vertrauensfrage
Christoph Pfluger
«fake news» – Krieg gegen die Wahrheit. Die brennenden Bärte mit
Geni Hackmann
Schlaglichter auf Ägypten, North Dakota und die USA
Links-rechter Haudegen – der philippinische Präsident Rodrigo Duterte riskiert den Bruch mit den USA
Rainer Werning
Woodstöckli – geldfreie (T)räume
Ute Scheub
Der Fall Jen Jebsen
Mathias Bröckers
Kopeken fur Frankreich – die Komplementärwährung «Coopek» gibt es nur elektronisch
Baptiste Giraud
Verein gegen alles?
Urs Heinz Aerni
Keine Evolution ohne fliegende Fetzen und andere Kurznachrichten zu entscheiden und arbeiten
vollwertig leben
In Morpheus’ Armen … gleitet der Mensch in seine eigene Dunkelheit
Martina Pahr
Viel Geld für heiligen Zorn
Ländliches Wohnen ohne inszenierte Idylle – verdichtetes Bauen, eine Herausforderung und ein Gewinn
Denise Fricker
Kleider tauschen Leute und andere Kurzmeldungen zum vollwertigen Leben
Gut ist genug – Perfektionisten schieben auf, bis die Zeit für Perfektion nicht mehr reicht
John Perry
Der Drahtesel bringt’s
Denise Fricker
Horizonte erweitern
Das Wunder von Medellín – vom Drogensumpf zum sozialenModell
Andreas Koller
Das kreuzfalsche Etikett Zürichs – Huldrych Zwingli war anders
Philippe Welti
«Grandioser Theologe, Politiker & Diplomat» Gespräch mit
Christoph Siegrist
Der Ruf des roten Planeten – Steven Schild will auf den Mars
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Leserbriefe
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Er hat es wieder gemacht

Er hat es wieder geschafft, der Schweizer Journalist Tom Kummer; ein weiterer Skandal. Nachdem seine fiktiven Interviews mit Stars im Jahre 2000 aufgeflogen sind und sogar einen Dokumentationsfilm von Miklós Gimes auslöste, erhielt er wieder Schreibaufträge und trickste erneut mit Plagiaten.

Wie macht er das, dieser Tom Kummer? Damals narrte er Medien wie Tages-Anzeiger, Süddeutsche Zeitung oder die Zeit mit freierfundenen Interviews und getraut sich wieder als Journalist zu arbeiten. Damals nannte er seine Fantasietexte „Kunst“, andere und wohl vor allem die Leserschaft „Betrug“. Beim Besuch seiner – allerdings privaten – Facebook-Site kommt der Eindruck auf, dass ihm die Eigeninszenierung recht wichtig sein müsse. So bald die eigene Person und deren Darstellung in allen Farben und Posen im Vergleich mit anderen Menschen und Themen eine gewisse Dimension an Dominanz einnimmt, müsste ein kleines Warnlämpchen aufgehen.

Nichts gegen Journalistinnen und Journalisten, die sich auch gerne auf der Bühne sehen, der Verfasser gehört sicher auch zu ihnen, doch wenn die Selbstdarstellung dergestalt funkelt und glitzert, dürfte sich der Betroffene selber mal die Frage stellen, ob nicht vielleicht der Job als Schauspieler, Kabarettist oder eben Performance-Künstler angebrachter wäre.

Weitere Fragen stellen sich:

Ein heute lebender Plagiats-„Künstler“ der schreibenden Sorte, müsste eigentlich wissen, dass durch die digital gemachte Medienwelt alles transparent ist und zu oberflächlichen Recherchen verleitet.

Wie können Medien mit gutem Ruf wieder einen Journalisten anheuern, von dem man echt nicht wissen kann, ob er wieder rückfällig wird? Und die Rede ist nicht von einem Kollegen, der mal unter Druck für wenig Geld etwas da und dort abkupferte, sondern die Rede ist von einem Mann, der geplant, organisiert, clever und mit langandauernder Absicht Redaktionen und Leserschaft hinters Licht führte.

Faktor Mensch ist eben unberechenbar. Aber warum müssen es auch immer Interviews mit US-Filmstars, Supersportlern oder Laufsteg-Sternchen sein? Warum müssen es immer große Storys aus Übersee sein? Es gäbe so noch viel zu entdecken und so viele zu interviewen, das näher liegt aber ebenso viel Exotik in sich birgt.

Also liebe Medienhäuser wie Spiegel, Reportagen oder Zeit, ich kutschiere zwischen Sizilien, Tessin und Graubünden bis nach Linz oder Flensburg und recherchiere auch mal in Pforzheim, Hohenems oder Ascona, denn gute Geschichten gibt es auch hier. In Vorfreude auf Aufträge sei hier noch zu diesem Thema folgende Links als Service geliefert:

Bericht und Enthüllung der neuen Plagiate von Tom Kummer in der NZZ

Informationen über Tom Kummer auf Wikipedia

Trailer zum Dok-Film „Bad Boy Kummer“

Auftritt auf Facebook von Tom Kummer

Das öffentliche Entschuldigungsschreiben von Chefredakteur Daniel Puntas Bernet vom Magazin REPORTAGEN.

Deutsche Wespe

Es gibt sie, die Gemeine Deutsche Wespe. Die Schweizer Zeitung Obersee Nachrichten thematisiert eine Wespenplage mit einer unterschwelligen Anspielung auf das Nachbarland Deutschland. Ist die Art der Schlagzeile und des Leads eine versteckte Form einer antideutschen Kampagne? Oder fällt das nur den Übersensiblen auf? Wir fragten bei ausgesuchten Personen nach und hier sind die ersten Rückmeldungen:

 

Das soll ernst gemeint sein? Rainer Weiss, Frankfurt

Eine Gegenschlagzeile: Tragisch: Schweizer Bakterien fressen Journalistenhirn Silvio Huonder, Berlin

Im Radio SRF1 ist ein Beitrag dazu zu hören, von Thomas C. Breuer, Rottweil

Auf wissenschaftliche Informationen zur Deutschen Wespe verweist per Link Ulrike Wörner, Esslingen

Seid froh, dass es keine deutschen Drohnen oder gar Pferde sind … Marc Berger, Gransee

Wir schicken die Deutschen Wespen in die Schweiz, um über den erhöhten Verkauf des Schweizer Produkts Antibrumm die eidgenössische Wirtschaft anzukurbeln. Dank des jetzigen Wechselkurses können wir uns in Deutschland Antibrumm nicht mehr leisten und mussten darum unsere Wespen um den Besuch im Nachbarland bitten. Stefan Weidle, Bonn