Depesche mit Programmänderung, musikalische Wiedergeburt und Naturreise nach Frankreich

Liebe Leserin, lieber Leser,

Programmänderung für heute Donnerstag in Olten:

Weil Hanspeter Müller-Drossaart von den Dreharbeiten in Bayern nicht weg kann, wird der Bücherplauderer-Abend zusammen mit Annette König und Lidija Burčak bestritten. Heute um 19:30 Uhr in „Literatur & Bühne“ Olten.

Link mit mehr Infos

Musikalische Auferstehung nach 39 Jahren in Zürich

Das feiert das Trio mit Markus Kunckler, Peter Hunziker und Johannes Hänggli am 15. März um 19:30 Uhr im Atelier für Kunst und Philosophie

Frankreich hat noch viel Land

Das erleben die Teilnehmenden an der Pfingstexkursion von BirdLife.

Interessiert? Hier gibt’s Infos.

Das war’s.

Herzliche Grüße

Urs Heinz Aerni

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„Die Affaire Moro“ – Ein Roman

„Die Affaire Moro“, so Sciascia, „wird im Laufe der Zeit einen immer größeren Wahrheitsgehalt, immer mehr an Bedeutung erlangen.“

Neu in der Edition Converso

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«Musik ist eine gute menschliche Investition»

Die Musiklegende Pepe Lienhard geht mit BigBand und sieben Sängerinnen und Sänger auf große Schweizer Tournee mit «Music was my firstl love». Im Interview zeigt sich dankbar, zuversichtlich obwohl ihn auch etwas wütend machen kann.

Urs Heinz Aerni: Sie gelten als eine lebende Legende der Schweizer Musikgeschichte. Ist das ein Kompliment?

Pepe Lienhard: Es ehrt mich natürlich schon, aber in der Regel gehören Legenden eher der Vergangenheit an und ich bin definitiv noch aktiv stecke voller Pläne und Tatendrang.

Aerni: Sie waren 37 Jahre Orchesterleiter von Udo Jürgens, spielten mit Stars zusammen wie Frank Sinatra, Whitney Housten oder Quincy Jones. Und auch heute stehen viele Konzerttermine an, auch in Orten wie Affoltern am Albis, Cham, Thun oder Luzern. Ganz unter uns: verspüren Sie auch mal Ermüdungserscheinungen?

Lienhard: Ehrlich gesagt stehe ich immer noch ausgesprochen gerne auf der Bühne und es ist für mich keine Belastung heute hier und morgen da zu spielen. Nach den Konzerten geht es nicht mehr auf die Gasse wir früher, das erlaubt das Alter natürlich nicht. Solange die Gesundheit mitmacht und die Leute unsere Musik hören will, mache ich mit Freude weiter.

Aerni: Sie erlebten als Musiker auch einen grossen Wandel in der Art, wie Musik konsumiert wird, von der Schallplatte bis zum digitalen Streamen. Verändert das auch unser Verhältnis zum bewussten Musikhören?

Lienhard: Ja, ich denke schon, dass sich das Musikhören wandelt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass Musik auf digitalen Hörsystemen mit dem Daumen beliebig rauf und runter geschoben wird. Die jüngeren Generationen hören kaum mehr längere Musikstücke oder schauen zum Musikhören noch was anderes auf dem Handy an. Zu meinem 75. Geburtstag haben wir ein Streaming- Konzert aus dem Theater Rigiblick gemacht. Die Crew, die das Konzert technisch begleitet hat war völlig überrascht, wie viele Menschen das ganze Konzert, über eine Stunde, durchgehend geschaut haben.

Aerni: Ein Ausnahmeerlebnis also?

Lienhard: Ja, das erleben die sonst nicht so. Da wird rein und rausgezappt. Gleichzeitig gibt es ja doch auch wieder einen Trend hin zur Schallplatte, doch bleibt dies wohl eine Nische. CDs hört ja auch kaum noch wer – entsprechend haben wir unsere neue CD «Music was my first love» mit einem Download-Code versehen.

Aerni: Und, wie hören Sie?

Lienhard: Ich für mich höre nach wie vor Schallplatten und CDs. Zuhause lasse ich mich auch nicht den ganzen Tag von Musik berieseln. Ich höre und geniesse sie sehr bewusst.

Aerni: Wie oft denken Sie auch mit etwas Sehnsucht an die gute alte Zeit, wie damals mit dem Hit «Swiss Lady» oder die Tourneen mit Udo Jürgens?

Lienhard: Natürlich sind dies einmalige Erinnerungen und ich denke mit viel Freude und vor allem Dankbarkeit daran zurück. Im Sextett waren wir jung und ungebunden. Spielten elf Monate im Jahr. Ich fuhr zweimal im Jahr nach Hause und wechselte die Sommer – oder Wintergarderobe.

Aerni: Wir leben grad in einer komplizierten und unschönen Welt. Wie und wo könnten wir mit der Musik noch mehr Gutes tun?

Lienhard: Musik verbindet, tröstet, beschwingt. Sie hat in schlimmsten Zeiten stets grosse Wichtigkeit. Sie darf nie aufhören zu spielen. Das dürfen wir uns nie nehmen lassen. Wenn ich zum Beispiel höre, dass in gewissen islamischen Ländern den Mädchen das Singen verboten wird, macht mich das fassungslos und auch wütend. Wir tun gut daran, Kindern den Zugang zum gemeinsamen Musizieren zu ermöglichen. Ich glaube das ist eine sehr gute, menschliche Investition.

Aerni: Sie scheinen in allen Musiksparten zu Hause zu sein, von Schlager über Swing und Jazz bis Pop. Welchen Radiosender schalten Sie beim Autofahren ein?

Lienhard: Radio Swiss Jazz oder SRF1 – dies vor allem kurz vor Mittag, wenn es ums Essen geht!

Aerni: Zu guter Letzt: Was man einem Fischer oder einem Jäger wünscht, ist ja bekannt. Was dürfen wir Ihnen als Musiker wünschen?

Lienhard: Eine erfolgreiche Tournee wäre ganz wunderbar. Vielen Dank!

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Seit über 50 Jahre steht Pepe Lienhard auf der Bühne in vielen Musikwelten wie von Eurovisions-Songcontest bis Montreux Jazz Festival, von TV-Gala und Ländler-Juuzer. Er war 37 Jahre lang Orchesterleiter von Udo Jürgens. Solomusiker, Bandleader, Arrangeur, Talkmaster, Gastredner. Er blickt zurück auf die Zusammenarbeit mit Superstars wie Frank Sinatra, Whitney Houston, Quincy Jones. Weitere Infos zur neuen Tournee finden sich auf:

www.pepe-lienhard.ch

PS: Das Bild stammt vom Konzert in Bonstetten zu Ehren des 20jährigen Jubiläums des Kulturkellers La Marotte in Affoltern am Albis (Kanton Zürich)

Neulich beim Jazz

Mir ist endgültig aufgefallen, dass ein bestimmtes Phänomen nicht nur die Jugend kennt. Also das war so. Eine Jazzband kündigte in einer Kneipe ein Konzert an. Ich habe die schon mal gehört und war begeistert, wie genau und fantasievoll die komponieren und ihren Funk-Jazz-Stil wuchtig mit viel Verve zum Besten geben.

Nun, ich verschickte eine Rundum-E-Mail an ausgesuchte Bekannte und Freunde, von denen ich dachte, dass sie an dieser Musik genauso Spaß haben könnten wie ich. Sicherheitshalber reservierte ich gleich mal einen Tisch für fünf bis acht Personen. Erfreulich war, dass tatsächlich alle Stühle besetzt wurden. Die einen bestellten ihren Drink, die anderen dazu Pasta oder Pizza. Die Stimmung war fröhlich und alle schienen sich auf das Konzert zu freuen. Beim Jazz ist es ja so, dass während der Musik auch gegessen oder das eine oder andere Wort gesagt werden kann. Die sechs Musiker nahmen hinter den Instrumenten ihre Position ein und nach dem Begrüßungsapplaus stellte der Bandleader seine Kollegen vor und dann legten sie los.

Der Groove ging ins Blut, der Rhythmus bannte einen sofort, verspielt und clever zugleich lösten sich Piano, Sax und Gitarre bei den Soli ab, und Percussion, Schlagzeug und der Bass schienen die ganze Band von unten her richtig einzupacken.

Aber, liebe Leserin und Leser, was geschieht bei gewissen Anwesenden, die sich doch so zwischen dem 40. und 60. Altersjahren befinden? Sie greifen während die Musiker da vorne Gas geben, zum Smartphone und scrollen durch ihre Facebookseiten und checken E-Mails. Wir saßen in der ersten Reihe, die Band gab alles und eintrittzahlende Gäste spielen an ihrem Handy rum, als hockten sie in einem Wartesaal. Ich wusste nicht, was ich davon halten soll. Doch alle applaudierten am Schluss und als ich vorsichtig fragte, wie es ihnen denn gefallen habe, meinten die Handymenschen, dass sie das Konzert großartig fanden…

 

Um diese Band geht es, deren Musik ich zur Entdeckung empfehle:

Journeys, mit Philippe Mal am Sax, Willy Kotoun an der Percussion, Ueli Gasser an der Gitarre, Robert Mark am Schlagzeug, Angela Signore am Keyboard oder Klavier und Luciano Maranta am Bass.

Und diese CDs sei Ihnen ins gute Abspielgerät empfohlen: „Transit“ und „New Destination“ www.journeys.ch

Urs Heinz Aerni

„New York ist ein Vulkan“

Der in New York lebende Schweizer Musiker und Komponist Daniel Schnyder erwartet von der Kunstszene mehr Inhalt statt Hüllen. Nun kommt er nach Europa und in die Schweiz für Konzerte.

Urs Heinz Aerni: Sie leben für und von der Musik als Komponist, Saxofonist und Flötist aber nicht in Ihrem Geburtsort Zürich, sondern New York. Was hat diese Stadt, was Zürich nicht hat?

Daniel Schnyder: Zürich ist eine wunderbare Stadt; vielleicht eine der schönsten der Welt.

Aerni: Was macht es denn aus?

Schnyder: Man kann in der Limmat und im See baden. Das kann man im East River sicher nicht, da geht man einmal baden; mit einem Betonklotz am Fuß….

Aerni: Aha, die alten Mafiafilme…

Schnyder: Ja, aber New York hat natürlich eine unglaubliche Anziehungskraft und eine Ästhetik, die jeden fasziniert. Alles ist groß, gewaltig und klotzig, aber auch wunderschön im Detail. Die Stadt hat eine babylonische Qualität. Man sieht alle Arten von Menschen, arm, reich, alle Mischungen, die man sich nur denken kann, man hört alle Sprachen und man findet in allen Bereichen tolle Künstler, die hier ausharren und arbeiten. Die Stadt hat eine andere Dynamik als Zürich.

Aerni: Ist es der Größenunterschied?

Schnyder: Zürich ist saturiert, aufgeräumt, schön, sauber und gemütlich – das ist New York nicht. Aber New York fasziniert, immer wieder neu. New York ist ein Vulkan, der seine Kulturbimssteine weit in alle Länder ausspuckt, wo sie dann viele Jahre später fruchtbare Kulturlandschaften bilden.

Aerni: Wie eben der Jazz.

Schnyder: Genau. Jazz ist da ein tolles Beispiel. Überspitzt gesagt: New York ist die Sonne, Zürich ist Trabant. Wenn es schneit in New York ist das auf der Titelseite des Tages-Anzeigers und der NZZ mit Bild. Wenn es in Zürich schneit, wird das in der New York Times gar nicht wahrgenommen.

Aerni: Und doch finden Sie durch ihre Tour und „Residence“-Einladungen immer wieder zurück in die Schweiz. Wie erleben Sie die hiesige Musikszene und deren Entwicklung?

Schnyder: Die Schweiz hat viele tolle junge Musiker! Das Potential ist groß. Leider gibt es zu wenig Selbstvertrauen und leider kaum Vertrauen der Gesellschaft und deren öffentlichen Institutionen in die eigenen Künstlerinnen und Künstler.  Die Schweiz ist ein extremes Kulturimportland.

Aerni: Haben wir Hemmungen?

Schnyder: Hier herrscht in weiten Kreisen noch ein recht romantisches Künstlerverständnis.

Aerni: Wie meinen Sie das?

Schnyder: Man muss Fahrradfahren – am besten ein altes altes rostiges – und arm sein, sonst ist die Kunst gleich anbiedernd, kommerziell und nicht randständig und revolutionär genug. Das ist natürlich absurd.

Aerni: Sie reden von der hiesigen Kulturförderung…

Schnyder: Immer wieder hört man bei offiziell bezahlten Kulturunterstützern die Meinung: „Ja dae häts doch nümmä nötig, dä isch so erfolgrich…“. In Amerika geht das grad umgekehrt.  Da denk ich, dass trotz Swissness etc usw in dem Bereich des kulturellen Selbstverständnisses noch einiges entwickelt werden kann.

Aerni: Mentalitätsfrage?

Schnyder: Ja, vielleicht liegt das ja auch in der Natur des Schweizers, dass er das Eidgenössische, also das Kollektiv fördert und dem Individuum kritisch gegenübersteht: „dä mues gar nöd maine etc….’’. Das hat natürlich politisch gesehen auch seine Vorteile, kulturell ist das aber nicht gut. Das heißt dann man investiert alles Geld in Musikschulen und andere Hüllen, aber nicht in die Menschen, die den Inhalt machen. Also schlussendlich hat man 10 0000 Hüllen und keinen Inhalt; dann muss man den Inhalt importieren… Ja. So geschehen in der ganzen Schweiz überall wo man hinschaut.

Aerni: Was raten Sie denn unserem Nachwuchs?

Schnyder: Ich rate allen jungen Schweizer Künstlerinnen und Künstler, die nicht in jungen Jahren schon institutionalisiert werden wollen – in Schulen oder Orchestern -, wie der „Grüne Heinrich“ von Gottfried Keller halt nach Deutschland zu ziehen. Auch wenn nichts draus wird, ist es trotzdem ein Versuch wert. Zuhause bleiben geht wegen der Größe des Landes und der Mentalität nicht. Verstehen sie mich richtig:, ich liebe die Schweiz und ich bin Schweizer…

Aerni: Keine Bange, Sie werden sicher richtig verstanden. Sie spielen in der Tonhalle Zürich aber auch im La Marotte in Affoltern am Albis. Gibt es eigentlich eine Provinz? Wenn ja, was macht sie aus?

Schnyder: Es gibt im Sinne des Jazz keine Provinz. Das ist eine internationale Musik mit einer klitzekleinen Hörerschaft; aber das weltweit. An Jazz ist nichts Provinzielles dran. Jazz ist Antiprovinzmusik per Definitionem.

Aerni: Unsere Gesellschaft wird von Musik überflutet. Einerseits durch Berieselung auf Bahnhöfen und in Einkaufszentren, andererseits tragen wir unsere ganze Sammlung im iPod mit und können sie überall hören. Hat der Umgang mit der Musik eine Veränderung erfahren mit deren Umgang und Genuss?

Schnyder: Ja; das Problem ist; Musik ist nun omnipräsent und … gratis.  Niemand in der jungen Generation will überhaupt noch was zahlen für einen Tonträger. Das kann man alles direkt streamen. No need to pay for it. Und alle Musik ist vorhanden: alles auf Knopfdruck da.  Das führt dazu, dass eine Entwertung der Musik stattgefunden hat. Das wiederum hat mittelfristig gewaltige Konsequenzen für die Recording Industrie. Ich denke, dass die professionelle Kunst der Tonaufnahme – also so richtig in einem guten Tonstudio – ein Auslaufmodell ist; niemand will das bezahlen. Da ist null Geld drin im Moment.

Aerni: Und?

Schnyder: Also, wir werden viele Duo- und Triosachen haben, aber immer weniger neue Orchesterwerke oder Kammermusikwerke. Die Aufnahmen werden Liveaufnahmen sein und die Qualität wird einfach Dokumentation sein. Das sieht man schon jetzt bei den Besten der Besten wie bei den Berliner Philharmonikern als Beispiel.

Aerni: Was erwartet das Publikum am 26. Oktober in Affoltern, wenn Sie zusammen mit Marcin Grochowina, Graziella Rossi und Helmut Vogel auftreten?

Schnyder: Wir werden Bernstein ausleuchten. Lenny war einer der charismatischsten und universellsten Musiker des zwanzigsten Jahrhunderts, und ein typischer New Yorker. Lenny ist ein Produkt New Yorks. Sein Leben ist so schillernd und verblüffend, dass sie sich garantiert allerbestens unterhalten. Musikalisch werden wir natürlich Stücke von Bernstein spielen – auch die Knüller –  aber auch das Umfeld ausloten! Gustav Mahler, aber auch Cole Porter etc. sind mit dabei…

Aerni: Wenn ich ein Gemälde malen müsste, mit einem Menschen, der Ihre Musik hört, wie müsste es aussehen?

Schnyder: Hm … interessante Frage. Ich schreib natürlich viele Arten von Musik. Also es gibt den meditierenden Menschen, der da sitzt und die Musik wahrnimmt, dann aber auch den denkenden Menschen der konzentriert, mit geschlossenen Augen zuhört, aber dann auch den tanzenden Menschen und den spielenden Menschen also den homo ludens, dann natürlich auch den Narren. Wie es von Buddha ganz verschiedene Buddhas gibt, je nach Wochentag, so ist das auch bei meiner Musik und meinen Hörern.

 

Infos:

Daniel Schnyder wurde 1961 in Zürich geboren und lebt seit 1992 als erfolgreicher Komponist, Saxophonist und Flötist in New York. Seine Musik findet prägt die verschiedensten Bereichen mit, wie Neue Musik, Klassik oder Jazz. Er reist über zu Konzertbühnen auf der ganzen Welt und wurde mit diversen Preisen ausgezeichnet. Mehr Informationen sind hier zu finden: www.danielschnyder.com

Jazz zu wenig weiblich?

Das meint die Musikerin Nicole Johänntgen und dafür gründete sie SOFIA. Im Gespräch erklärt sie, wie das funktioniert.

Urs Heinz Aerni: Sie sind Initiantin dieses Projekt mit dem Ziel mehr Frauen zum Jazz vermitteln zu können. Werden Frauen hier zu wenig gefördert oder liegt es am Interesse?

Nicole Johänntgen: Musikerinnen und Musiker werden heutzutage gefördert. Es gibt dennoch wenige Jazzmusikerinnen weltweit und die sollen zusammenspannen. SOFIA setzt dort an, wo Studentinnen sich nach dem Studium sich nun fragen, wie bekomme ich Konzerte? Wie versende ich Pressemitteilungen? Wie mache ich Kultur-Interessierte auf meine Musik aufmerksam?

Aerni: Klingt sehr praxisnah…

Johänntgen: Ja, SOFIA Support of Female Improsiving Artists soll Jazzmusikerinnen die Möglichkeit geben innert einer Intensiv-Woche sich in den Bereichen Selbstmanagement, Musik-Business, Vernetzung, und Musik weiterzubilden. Sie lernen Musikerinnen aus Italien, Kroatien, Frankreich, Deutschland und Kuba kennen und sie machen gemeinsam Musik. Es ist ein grosses „Come together“. Wir haben Vertreter der Jazz-Szene in den Bereichen Booking, Performance-Training, und mehr eingeladen, die international agieren und somit ist es ein Sprungbrett für Musikerinnen, die einen Schritt nach vorne machen möchten als Berufsmusikerin. Sie lernen bei SOFIA die Vertreter der Jazz-Szene wie Carine Zuber, Jazzclub Moods, oder Roger Rüegger von der Konzertagentur All Blues aus der Schweiz kennen. Zürich als Mittelpunkt für Internationales, für persönliche Treffen und für Kunst.

Aerni: Wie merken Sie, dass eine Musikerin es „drauf“ hat?

Johänntgen: Jede Musikerin und jeder Musiker muss den Zuhörer und Zuschauerin berühren können. Die Musik muss irgendwie bewegen und was das Geheimnis dessen ist, weiss man nicht. Ich war bei den SOFIA-Bewerberinnen 2016 verblüfft, welche Talente im In- und Ausland sich befinden.

Aerni: Sie sind erfolgreich unterwegs und veröffentlichten schon einige CDs. Durch wen oder wie wurden Sie gefördert?

Johänntgen: Ich wurde durch meine Eltern, durch die Lehrer der Musik-Hochschule in Mannheim und gute Musikerinnen und Musiker gefördert. Nachdem ich begonnen habe mit dem Saxophon Spielen konnte ich direkt schon in der Familien-Band einsteigen und kurz darauf im Jugend-Jazz-Orchester unter der Leitung von Christoph Mudrich mitwirken.

Aerni: Sie gründeten schon sehr jung eine eigene Band.

Johänntgen: Mit siebzehn gründete ich meine nach wie vor bestehende Band NICOLE JO. Auf die Praxis kommt’s an. Ich konnte Erfahrungen sammeln die goldwert sind. Ich habe viele private Anlässe gespielt. Zum Beispiel Geburtstage, Hochzeiten waren heiss im Rennen. Durch meine deutsche Band NICOLE JO hatte ich dann auch die Möglichkeit Konzerte zu spielen auf grossen Bühnen. Du lernst mit der Zeit wie wichtig es ist dass es ein Publikum gibt, und dies möchte mit Dir zusammen die Musik-Welle reiten. Diese Werte werden auch bei SOFIA vermittelt. Aufeinander zugehen, miteinander nach vorne gehen und diese mit einem Kännchen Mut verfolgen und umsetzen.

Aerni: Seit November sind die Musikerinnen für diesen Kurs bekannt. Wie schaut es für die Öffentlichkeit aus?

Johänntgen: Ganz wichtig: Zuhörer und Zuschauerinnen sind herzlich willkommen! ich würde mich freuen wenn ganz viele Musikerinnen und Musiker kommen und einfach zuhören. Denn man lernt so viel dabei. Sei dabei!

Aerni: Wie wird das Projekt denn finanziert?

Johänntgen: Die Finanzierung läuft noch und derzeit wird es durch die Stadt Kultur, die ZHdK, Migros-Kulturprozent und private Sponsoren gefördert.

Aerni: Was macht Zürich zu einer Jazz-Stadt?

Johänntgen: Das Angebot an Jazz in Zürich ist gross. Es gibt Jazzfestivals hier, Jazzclubs gross und klein. Es gibt den wöchentlich stattfindenden JazzBaragge Wednesday Jam seit 15 Jahren und viele private Musik-Liebhaber, die noch ihre Wohnzimmer zu Stubenkonzerten anbieten. Das ist toll!

SOFIA (Support Of Female Improvising Artists) basiert auf eine Idee des amerikanischen Förderprogramms Sisters in Jazz, das zur musikalischen Weiterbildung von Jazzmusikerinnen eingerichtet wurde. Nicole Johänntgen stammt aus dem Saarland, lebt in Zürich und veröffentlichte schon viele CDs. Die Kurse finden in der Zürcher Hochschule der Künste statt. Infos und Kontakt: www.sofia-musicnetwork.com