Sind wir normal?

«Ich bin nicht normal. Und Du?» Das Zitat entstammt von Mona Vetsch auf Instagram. Sie besuchte für ihre TV-Sendung eine Schule für Kinder mit Autismus und stellte in Gesprächen fest, wie relativ das Wort «Normalität» ist.

Das Deutsche Institut für Normung (DIN) ist eine Plattform für weltweite Standardisierung. «Normen beinhalten das gebündelte Wissen aller am Markt teilnehmenden Partner und werden in einem Entwicklungsprozess erarbeitet» heißt es da. Was bei Duschwände gut zu funktionieren scheint, scheitert bei menschlichen Gemütern und Mentalitäten. Aber Grundvoraussetzungen für gewisse Jobs müssen ja gegeben sein, wie Plauderfreudigkeit für Moderatoren, Fitness für Polizistinnen, Mindestkörpergröße für Soldaten oder Schönheit für Models … doch wer definiert die Normen für das richtige Aussehen fürs Rampenlicht?

Verhaltensmuster und Charakteren, die der Allgemeinheit nicht weh tun, werden wahrscheinlich als normal oder üblich taxiert, bis es allen langweilig wird im Alltag. Der Genetiker Markus Hengstschläger erklärte mal in einem Vortrag, warum heute so wenige Genies aus Europa kommen, während aus Amerika helle Köpfe mit Google und Twitter die Welt auf den Kopf stellen. Ganz einfach: ist das Kind schlecht in Mathe aber gut im Deutsch, wird so lange in die schwache Seite pädagogisch gehämmert, bis dass das Kind in beiden Fächern schlussendlich Durchschnitt ist.

Dabei braucht die Welt kein normiertes Mittelmaß, sondern Fantasie für die Bewältigung der gesellschaftlichen Herausforderungen. Oder verlangen Sie von Ihrem Gärtner, dass er genauso Auskunft über Ihre Arthrose geben kann?

Spezialisierung ist nur möglich, wenn andere Bereiche vernachlässigt werden. Eine Computerfirma in Zürich stellt ausschließlich Menschen mit Autismus an, weil sie genau die gewünschte Qualität mitbringen: Fokussierung aufs Wesentliche ohne Knatsch im Pausenraum.

Sind Sie normal? Dann antworten Sie einfach: «Für was denn?» Normalerweise ende ich ungern mit einem Zitat aber die Worte von Vincent van Gogh passen perfekt: «Die Normalität ist eine gepflasterte Straße; man kann gut darauf gehen – doch es wachsen keine Blumen auf ihr.»

Urs Heinz Aerni

Der passende Buchtipp: „Die Durchschnittsfalle“ von Markus Hengstschläger, Verlag Ecowin

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Der Künstler und sein All, Oli allein zu Hause, die Freiheit des Fleischessens oder kein Grund, Krähen zu abzuknallen: Episode 13 von DIE REDAKTION.

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Wenn bei nächtlichem Stromausfall ein Modell entdeckt wird, Dramen und Glück hinter der nächsten Wand abspielen und Menschen in Büchern uns ganz nah werden, weil wir vielleicht nicht anders ticken: Der neue Roman von Edith Nielsen Saad-Moor.

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Das dunkle, heiße Afrika scheint sich jeder Logik zu entziehen. Und es ist eine Suche nach sich selbst: Als Forscher wird er vor die Wahl gestellt, sich in sein Fach zu vergraben – oder an der wirklichen Welt teilzunehmen. Auch wenn sie akademische Lehrsätze sprengt. Verlosung dreier Exemplare des neuen Romans von H. S. Eglund: „Nomaden von Laetoli“. Tielnahme durch E-Mail an buch-news@web.de

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Veröffentlicht von

Urs Heinz Aerni

Urs Heinz Aerni wirkt als freischaffender Journalist BR ZPV, Kommunikationsberater, Kulturvermittler und Vogelbeobachter. Weitere Informationen: www.ursheinzaerni.com

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