Für uns da?

Neulich wollte ich einem Freund in Österreich ein Buch als Geschenk schicken. Am Postschalter verlangte ich nach dem grünen Zollaufkleber. Den gebe es nicht mehr, man müsse sich jetzt im Internet bei der Post einloggen und ein Zollformular ausfüllen mit allen Details wie Inhalt und Gewicht. Dann könne das Paket verschickt werden. Ansonsten müsste ich am Schalter eine zusätzliche Gebühr entrichten. Statt Service also Homeoffice für den Kunden.

Dann lag kurz darauf eine saftige Rechnung der Ausgleichskasse (in der Schweiz obligatorische Altersvorsorge für Freischaffende, sogenannte 1. Säule) im Briefkasten und setzte mit einem fetten Verzugszins-Betrag den buchhalterischen Höhepunkt. Es ging dabei noch um Steuerrechnungen aus früheren Jahren, die durch irgendwelche Verzögerungen verspätet bearbeitet wurden. Die damaligen Steuererklärungen wurden von meiner damit beauftragten Expertin fristgerecht eingereicht. Ich rief an und man erklärte mir, dass ich als Freischaffender verpflichtet sei, die definitive Steuerrechnung der Ausgleichskasse zu melden, damit die AHV-Beiträge berechnet werden können. Das stünde irgendwo auch ge- schrieben.

Während die Krankenkassen im Kanton Zürich automatisch gebührentechnisch auf die Steuerrechnungen reagieren, muss die Ausgleichskasse aktiv informiert werden. Nach dem coronabedingten Totalausfall von dreieinhalb Monatseinkommen kam die Formularschlacht, die das Wirtschaftsamt und die besagte Ausgleichskasse verlangten. Nach gewissenhaftem Ausfüllen, was nicht wenig an Arbeitsstunden kostete, kam von der Ausgleichskasse etwas Geld, das einem durchschnittlichen Monatsumsatz entsprach. Vom Wirtschaftsamt Zürich hieß es später am Telefon, dass keine Unterstützung möglich sei, da ich als Freischaffender ohne Angestellte, Firmenauto, Geschäftslokal mit Sortiment und Miete lediglich ein kleines Risiko für die Gesellschaft sei, falls ich finanziell «hops» ginge. Zugegeben: Salopp von mir zusammengefasst.

«Wir sind für Euch da» sagte Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga an der Medienkonferenz zu Beginn der Covid-19- Krise.

Hmm – wie könnte sie das denn gemeint haben?

Urs Heinz Aerni

Ist auch in der Zeitung Bündner Woche  erschienen

Kulturtipp für Büchermenschen in Graubünden…

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„Genießen statt vernichten“

Medien berichteten von der Gefahr der Weinvernichtung wegen zu volle Weinkeller durch gute Erntejahre und pandemiebedingte rückläufige Absätze. Und die nächste Lese ist bald. Das Weingut zum Sternen in Würenlingen macht aus dieser Herausforderung eine Tugend.

Die Neue Zürcher Zeitung vom 13. Juni 2020 berichtete von übervollen Weinlagern in der Schweiz, sinkender Absatz und von einer neuen reichen Ernte im Herbst, mit dem Titel „In der Not müssen die Winzer Millionen Liter Wein vernichten“. Das möchte das Weingut zum Sternen in Würenlingen unbedingt verhindern. Mit dem neuen Tafelwein rot und Tafewein weiß engagiert sich das Familienunternehmen mit der Kampagne „Füllhorn – Ein Dank der Natur“ und teilt mit: „Nach einer übermäßigen Fülle an Trauben und qualitativ hochwertigen Veredelungsprozessen sind die Tanks der Weinkeller sowie die Vorräte der Gastronomie aufgrund der Corona-bedingten Ereignisse üppig gefüllt. Mit diesen beiden Tafelweinen können wir die Vorräte aufbrauchen und Platz schaffen, für die kommende Saison ohne weitere Verluste hinnehmen zu müssen.“

Das Weingut lädt Weinfreunde in der Nachbarschaft und weitherum ein, dieses Sommer-Angebot zu nutzen und zu genießen. Der Tafelwein kann per Internet, Telefon bestellt werden, oder wie Winzer Andreas Meier besonders betont, direkt auf dem Weingut in Würenlingen abgeholt werden. „Wir würden uns freuen, wenn Menschen uns direkt besuchen kommen! Wir sind gerne für sie da und zeigen auch die Rebhänge und unsere Weinkeller, als Blick hinter die Kulissen der so reichen Weinkultur in unserer schönen Region.“

Die Region Unteres Aaretal zwischen Würenlingen und Bad Zurzach, zwischen der Aare, dem Naturschutzgebiet Klingnauer Stausee, dem Rhein und Südschwarzwald ist nicht nur reich an südlich ausgerichteten Rebhängen und viel Natur, sondern bietet mit der lebendigen Kulturgeschichte und vielfältigem Angebot an Restaurants und Hotel schöne Entdeckungen im nächsten Urlaub. Deshalb empfiehlt Winzer Andreas Meier dringend, nicht nur einen leeren Kofferraum im Auto mit nach Würenlingen zu bringen, „sondern auch Wanderschuhe und Sonnencreme mit dabei zu haben.“ In anbetracht des großen Jammertals zwischen Wirtschaftskrise und Coronawellen, muss auch mal über so etwas berichtet werden. Prost.

Web: www.weingut-sternen.ch

Auf Berglink erschien mit Andreas Meier und Markus Utiger ein Interview über einen gemeinsamen Wein und Tendenzen in der Weinkultur.