Warum wurden und werden nach wie vor riesige Flächen geteert oder betoniert wie beispielsweise Europa-Allee oder der neue Tramhalteplatz in Schlieren? Die Böden werden versiegelt, Regenwasser versickert nicht dezentral, sondern fließt konzentriert in Kanäle und Leitungen, was besonders bei Gewitter und Starkregen zu einer Belastung wird.
Wieso werden Hauseigentümerinnen und Privatgärtner nicht vermehrt sensibilisiert, auf Rasen, Thujahecken und exotische Zierpflanzen zu verzichten, zugunsten einheimischer Pflanzen, Blumenwiesen und strukturreichen Gärten?
Warum werden bei Neuüberbauungen praktisch nur Monokulturen an Bäumen gepflanzt, wie in Uitkon-Waldegg, Oerlikon oder Opfikon? Reihenweise Ahorn oder Birken bieten vielleicht auf dem Reißbrett ein «nettes» Bild aber solche monotone Pflanztechnik zeugen von wenig biologischem Wissen, fördert gegenseitige Schwächung durch Nahrungs- und Wasserbedarf sowie eine Anfälligkeit für Schädlinge, die somit von Wirt zu Wirt hüpfen können. Während die Forstwirtschaft langsam zur Einsicht kommt, dass Mischwälder sinnvoller sind als Monokulturen, ist von dieser Einsicht bei Planungen der urbanen Bepflanzungen nichts bis wenig zu spüren.
Wieso wird die Vertikal- und Dachbegrünung scheinbar doch noch zaghaft angegangen, trotz wissenschaftlicher Erkenntnis, dass dadurch nicht nur die Artenvielfalt unterstützt wird, sondern auch die Kühlung der Stadt in heißen Sommern?
Warum wird nicht vermehrt die Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten von entsprechenden Instituten, Universitäten, Ökobüros und Verbänden wie BirdLife oder Pro Natura gesucht, vor allem in der privaten Immobilienwirtschaft?
Die Sommer werden heißer, der Bauboom ist ungebrochen und immer wieder protestieren da oder dort Menschen gegen die Abholzungen von alten Bäumen oder Alleen. Egal, welcher politischen Gesinnung die Gemeinde- und Stadtregierungen gerade unterstehen, sie alle tragen gerade jetzt eine Verantwortung, deren Auswirkung die nächste Generation erleben wird.
Urs Heinz Aerni, Zürich



Lieber Urs, danke! Sehr berechtigte Fragen!
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Frage:
Warum wurden und werden nach wie vor riesige Flächen geteert oder betoniert wie beispielsweise Europa-Allee oder der neue Tramhalteplatz in Schlieren? Die Böden werden versiegelt, Regenwasser versickert nicht dezentral, sondern fließt konzentriert in Kanäle und Leitungen, was besonders bei Gewitter und Starkregen zu einer Belastung wird.
Beantwortung:
Die Notwendigkeit, das Meteorwassermanagement zukünftig anders als heute zu gestalten, ist aktuell und zukünftig eine grosse Thematik in der Stadt Zürich.
Nicht nur, um Meteorwasser dezentral versickern zu lassen, sondern auch um die Niederschlagsmengen im Untergrund zu speichern und sie somit zum Beispiel
Bäumen und der Vegetation während Hitzeperioden zur Verfügung zu stellen. Das sogenannte „Schwammstadtprinzip“ wird in Kürze in verschiedenen Projekten in
Pilotversuchen zur Anwendung kommen.
Projekte die heute in der Stadt Zürich zur Ausführung kommen, haben ihre Startphase in aller Regel vor 4-5 oder noch mehr Jahren durchlaufen und sind,
insbesondere im Strassenbereich durch rechtliche Auflagen festgesetzt worden. Eine Änderung solcher Projekte in einer späten Phase, kurz vor deren Ausführung ist
kaum möglich, ohne einen immensen Stau in der notwendigen, regelmässigen Infrastrukturerneuerung zu produzieren.
Deshalb fliessen neueste Erkenntnisse aus Forschung und Wissenschaft immer erst mit einer gewissen Verzögerung in solche Projekte ein.
Frage:
Wieso werden Hauseigentümerinnen und Privatgärtner nicht vermehrt sensibilisiert, auf Rasen, Thujahecken und exotische Zierpflanzen zu verzichten, zugunsten einheimischer Pflanzen, Blumenwiesen und strukturreichen Gärten?
Beantwortung:
Sowohl der Fachbereich Naturschutz, wie auch die Freiraumberatung von Grün Stadt Zürich nehmen jegliche Möglichkeit wahr, um private Grundeigentümer ausführende Gartenfachleute
für die Thematik der naturnahen Gartengestaltung zu sensibilisieren. Dies erfolgt einerseits bei der hoheitlichen Aufgabe der Prüfung und Stellungnahme von Baugesuchen, aber auch in Kursen und Bildungsangeboten des Fachbereiches Naturschutz. Grün Stadt Zürich bietet sogar ein monetäres Anreizsystem, welches Umwandlungen von privaten Flächen in naturnahe Gartenanlagen, finanziell unterstützt. Eine rechtliche Verpflichtung von privaten Grundeigentümern, solche Umwandlungen vorzunehmen besteht in Zürich indes nicht.
Frage:
Warum werden bei Neuüberbauungen praktisch nur Monokulturen an Bäumen gepflanzt, wie in Uitkon- Waldegg, Oerlikon oder Opfikon? Reihenweise Ahorn oder Birken bieten vielleicht auf dem Reißbrett ein «nettes» Bild aber solche monotone Pflanztechnik zeugen von wenig biologischem Wissen, fördert gegenseitige Schwächung durch Nahrungs- und Wasserbedarf sowie eine Anfälligkeit für Schädlinge, die somit von Wirt zu Wirt hüpfen können. Während die Forstwirtschaft langsam zur Einsicht kommt, dass Mischwälder sinnvoller sind als Monokulturen, ist von dieser Einsicht bei Planungen der urbanen Bepflanzungen nichts bis wenig zu spüren.
Beantwortung:
In der Stadt Zürich wachsen über 2’920 verschiedene Baumarten und Sorten auf öffentlichem Grund. Bei den Strassen-Bäumen sind es immer noch ca. 310 verschiedene Arten und Sorten. Eine möglichst hohe Diversität wurde dabei schon immer angestrebt.
Diese Diversität ist eine wichtige Voraussetzung für eine möglichst hohe Resilienz des gesamten Baumbestandes. Um diese Resilienz zukünftig noch zu verbessern, werden unter anderem in zusammenhängenden Strassenzügen und Alleen Mischpflanzungen vorgenommen.
Frage:
Wieso wird die Vertikal- und Dachbegrünung scheinbar doch noch zaghaft angegangen, trotz
wissenschaftlicher Erkenntnis, dass dadurch nicht nur die Artenvielfalt unterstützt wird, sondern auch die Kühlung der Stadt in heißen Sommern?
Beantwortung:
Mit der Fachplanung Hitzeminderung, wie auch mit dem Masterplan Klima sind aktuell zwei Planungswerke entstanden die diese Thematik in grossem Stil aufnehmen.
Sie werden im Laufe diesen Jahres der Öffentlichkeit vorgestellt werden und enthalten konkrete Umsetzungsagenden, mit Massnahmen die auch die Vertikal- und Dachbegrünung umfassen.
Frage:
Warum wird nicht vermehrt die Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten von entsprechenden Instituten, Universitäten, Ökobüros und Verbänden wie BirdLife oder Pro Natura gesucht, vor allem in der privaten Immobilienwirtschaft?
Beantwortung:
Grün Stadt Zürich pflegt eine rege Zusammenarbeit und einen stetigen Austausch mit allen relevanten Forschungsinstitutionen. Diese Zusammenarbeit wurde bereits in der Vergangenheit und wird zukünftig noch weiter intensiviert. Dabei tritt Grün Stadt Zürich einerseits als Forschungspartner, aber auch als konkrete Auftraggeberin für Forschungsaufträge auf. Die Zusammenarbeit mit den relevanten Verbänden ist über regelmässigen Austausch ebenfalls sicher gestellt.
Frag oder Bemerkung:
Die Sommer werden heißer, der Bauboom ist ungebrochen und immer wieder protestieren da oder dort Menschen gegen die Abholzungen von alten Bäumen oder Alleen.
In der Stadt Zürich werden auf öffentlichem Grund keine Bäume grundlos gefällt. Entweder sind sie statisch nicht mehr stabil und somit ein Sicherheitsrisiko oder aber sie müssen
wegen zwingend notwendigen Infrastruktur Projekten gefällt werden. In jedem Fall erfolgt im Vorfeld eine fundierte Abklärung mit Baumgutachten, im Zweifelsfall durch externe Expertisen
verifiziert. Dies stellt eine sachlich und fachlich korrekte Analyse der Situation sicher.
Baumfällungen in der Stadt sind aber in zunehmendem Masse so stark emotionalisiert, dass sachlich und fachlich korrekte Sachverhalte, die zu einer Fällung führen, negiert oder ignoriert werden.
In diesem Zusammenhang verweise ich Sie auch an das «Grünbuch der Stadt Zürich» Bei den darin beschriebenen Produkten ist unser abschliessender Einfluss relativ hoch, wohingegen uns bei allen Querschnittthemen nur beschränkte Handlungsoptionen zur Verfügung stehen.
Nachfolgend der link auf die Grünbuchseite: https://www.stadt-zuerich.ch/ted/de/index/gsz/ueber-uns/gruenbuch.html
Ich hoffe, ihnen mit diesen Darlegungen einige ihrer Fragen beantwortet zu haben.
Freundliche Grüsse
Axel Fischer
Leiter Geschäftsbereich Park- und Grünanlagen
axel.fischer@zuerich.ch
Stadt Zürich
Grün Stadt Zürich
Park- und Grünanlagen
http://www.stadt-zuerich.ch/gsz
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Sehr geehrter Herr Aerni
Vielen Dank für Ihr Schreiben. Gerne schicke ich Ihnen im Auftrag der Stadtpräsidentin den Link zur umfangreichen „Fachplanung Hitzeminderung“, welche der Stadtrat heute vorgestellt hat.
Die Stadt Zürich möchte mit folgenden drei Stoßrichtungen die Hitzebelastung der Zürcher Bevölkerung mindern: Den Hitzeinseleffekt insgesamt abmildern, Hitze-Hotspots gezielt entlasten und das Kaltluftsystem der Stadt Zürich erhalten.
Hier finden Sie den Bericht und hier weitere Informationen:
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