Die Schweiz holt sich, was sie braucht. Öl und Gas wird aus dem Osten und Norden bestellt und durch Pipelines und Rheinschiffe ins Land geschafft, für gutes Geld. Diamanten und Edle Erden finden wir nicht in unseren Bergen, dafür im Kongo oder Südafrika. Es wird investiert, für Traumumsätze in Boutiquen und auf dem digitalen Markt. Die feine Schweizer Schokolade gibt’s bekanntlich nur durch importierten Kakao aus Übersee. Das Beste vom Besten kaufen wir uns in der ganzen Welt zusammen. Touristen aus dem Fernen Osten werden bussweise durchs Land geschleust, mit Stopps an Shops.
Clever die Schweiz! Da haben wir quasi null Bodenschätze und sind im Club der reichsten Länder. Schlau sind sie, die Eidgenossinnen und Eidgenossen, helle auf der Platte, wie man so sagt. Kreativ, fantasievoll und raffinierter Unternehmergeist ermöglichen Geldsegen durch komplexe Anlagegeschäfte, Finanzprodukte, chemische Zauberstücke und tickende Accessoires an den Handgelenken. Alles geboren und entwickelt unter der Schädeldecke.
Kurz: gut gebildete, geübte, ja trainierte Gehirne zwischen Rhein und Ticino, zwischen Boden- und Genfersee. Das Wissen ist also das Lebenselixier eines boomenden Globalplayers, entstanden in einem Bergland, in dem einst die Hellebarde und der Melkschemel die wichtigsten Werkzeuge waren.
Sie werden nun sagen: „Endlich schreibt der Aerni mal was Positives und lässt das Meckern.“ Mitnichten, liebe Leserin und lieber Leser, denn jetzt hole ich wortmächtig aus, gegen den Kostendruck an Schulen, den Verzicht auf Geisteswissenschaften an Technischen Unis, die Bürokratisierung im Schulwesen, ungelöste Herausforderungen in der Schulreform… doch, leider ist mein Kolumnenplatz soeben verschrieben…
Urs Heinz Aerni
Erschienen in der Zeitung Bündner Woche