Für die Zeitung BÜNDNER WOCHE möchte ich mal dokumentieren, wie Kulturschaffende und Medienleute in Deutschland und Österreich auf das Wort «Graubünden» reagieren, doch…

…beim Start dieser Umfrage ereilte mich die Information, dass eine spezielle Oliven-Erntetechnik Millionen Singvögel tötet. Erntemaschinen fahren durch die Olivenhaine und holen durch Schütteln und Einsaugen die Früchte von den Bäumen und dies meistens in der Nacht, um das Aroma der Oliven zu halten. Zwischen November und März überwintern viele Zugvögel aus Nordeuropa in den Olivenbäumen und fallen dabei dieser industrialisierten Ernteform zum Opfer. Nun, statt der oben erwähnten Umfrage, bat ich Lebensmittel-Händler um eine Reaktion zu dieser Tragödie. Sie fallen sehr unterschiedlich aus: Während, Edeka und Volg bis zur Abfassung dieser Kolumne schwiegen und Lidl sich später doch noch meldete, schreibt Aldi Suisse: «Nein, von diesen schrecklichen Vorfällen haben wir noch nichts gewusst. Wir haben Ihre Nachricht umgehend an unsere CR Abteilung weitergeleitet. Sie prüfen, ob das uns betrifft und was gegen diese Vorfälle unternommen werden kann. Wir melden uns schnellstmöglich wieder zurück.» Coop antwortet: «Sämtliche Oliven unserer Biobauern für die naturaplan-Öle stammen aus traditionellen Olivenhainen und es besteht somit keinerlei Gefahr für die Zugvögel bei der Ernte. Obwohl unsere Bio-Olivenöle nicht davon betroffen sind, verfolgen wir das Problem mit der vollmechanischen Nachternte im superintensiven Anbau, welches bereits Ende 2018 in Andalusien publiziert wurde. Inzwischen wurden laut Medienberichten sowohl durch die Behörden als auch die Produzenten Maßnahmen ergriffen, die Gefahr für die Vögel einzudämmen.» Was das auch immer heissen mag aber immerhin. Von Migros Schweiz kam noch nichts aber von der Migros Ostermundigen diese Rückmeldung: «Vielen Dank für die Anfrage. Gerne kläre ich die Sache bei unseren Produktespezialisten ab und melde mich wieder, sobald ich eine Antwort erhalte.» MPREIS ist ein Großverteiler in Österreich mit gutem Ruf und schönen Läden schreibt: «Vielen Dank für Ihre Nachricht. Wir können Ihnen dazu leider noch nichts sage. Wir haben uns bereits mit unserem Einkauf in Verbindung gesetzt und werden das intern prüfen lassen.»

Vorläufiges Fazit: Der Skandal ist groß aber die ersten Reaktionen von Unternehmen mit Verantwortung sind ermutigend und bestätigen, dass wir als Konsumierende auch die Verantwortung haben, aktiv zu werden, wenn mal was aus dem Ruder läuft.

Urs Heinz Aerni

Der passende Buchtipp: «Tödliche Oliven» Kriminalroman von Tom Hillenbrand, Kiepenheuer & Witsch, ISBN 978-3-462-04695-3

Eine Antwort zu „Tödliche Oliven”.

  1. Avatar von A. B. Küblis

    Ich möchte an dieser Stelle Urs Heinz Aerni meinen herzlichen Dank aussprechen, dass er uns anstelle des vorgesehenen Artikels – wie Kulturschaffende und Medienleute in Deutschland und Oesterreich auf das Wort Graubünden reagieren – die Augen öffnet in Bezug auf die vollmechanische Nachternte von Oliven und deren Folgen.

    Ich traute meinen Augen nicht und der Schock sitzt tief. Auszug aus seinem Artikel: „Diese spezielle Oliven-Erntetechnik tötet Millionen von Singvögel. Erntemaschinen fahren durch die Olivenhaine und holen durch Schütteln und Einsaugen die Früchte von den Bäumen und dies meist in der Nacht, um das Aroma der Oliven zu halten“.

    Was für eine schreckliche Vorstellung und Tatsache, was für eine Grausamkeit und Tierquälerei.
    In den Läden sind die Regale vollgestopft mit dem ach so gesunden Olivenöl, wer den Preis für die anscheinend so riesige Nachfrage bezahlt, weiss bis anhin zumindest, kaum jemand.

    Nun wird auch klar, was feinfühlige Menschen schon seit Jahren feststellen – es gibt immer weniger Singvögel.
    Der Artikel ist Gold wert – für mich jedenfalls. Aus meiner Küche wird das Olivenöl und werden die Oliven ab sofort und ein für alle Male verbannt. Beides sind keine lebenswichtigen Lebensmittel. Raps- und Sonnenblumenöl aus heimischen Gebieten zu verwenden wird in Zukunft mein Beitrag sein, den Frevel an unseren gefiederten Freunden der Lüfte nicht weiter zu unterstützen.
    Wünschenswert wäre eine solche Reportage, wenn sie in der Tagespresse erscheinen würde.

    Frau A. B. aus Küblis (Graubünden) Name der Redaktion bekannt.

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