Wie haben es Schreibende eigentlich mit ihrem Tun und ihrem Verhältnis zu Büchern und zur Sprache an der Arbeit. Fragen an den Schriftsteller und Hörspielautor Ulrich Land
Urs Heinz Aerni: Die Kraft der Sprache ermöglicht…
Antwort: … lauter Leute, die man kennt, und noch mehr, die man nicht kennt, einsteigen zu lassen in eine Kutsche, die losfährt und erst unterwegs damit rausrückt, wohin die Reise geht. Oder wohin nicht.
Aerni: Mein Lieblingsschreibort ist:
Ulrich Land: … ganz eindeutig der fahrende Zug. Smartphone ausgestellt, Landschaft vorbeirauschen lassen, zwei, drei Gesprächsfetzen aufschnappen, vielleicht sogar einbauen – und weiter und weiter schreiben. Und weiter. Raus in die Welt. In die Welt, die draußen vorbeifließt.
Aerni: Der Lesende darf meine Bücher…
Land: … gern auf den Kopf stellen. Fließt kein Blut raus. Das steckt hoffentlich zwischen und in den Zeilen. Und er darf auch die letzte Seite zuerst aufschlagen – bei meinen Krimis wird er allerdings wenig Glück haben; dann auf der letzten Seite steht meistens irgendein mehr oder weniger halbgares Kochrezept.
Aerni: Eine Welt ohne Bücher würde…
Land: … ein Leben ohne Atmen bedeuten. Okay, fast. Jedenfalls ohne eine gepfefferte Fantasiebeigabe. Überleben würde man wahrscheinlich auch ohne Bücher, aber das Erleben anderer Lebensdimensionen, das Eintauchen in andere Leben und andere Welten, die einem nicht via Leinwand oder Bildschirm vorgekaut werden, das würde wegfallen. Ein ewiger Verlust. Eine Verarmung. – Interessant aber, dass man sich die Frage überhaupt stellt. Dass man die Vorstellung einer Welt ohne Bücher überhaupt in den Kopf nimmt. Schon das ein Zeichen der Zeit. Und der Zeiten.
Aerni: Die Fähigkeit des Lesens ermöglicht…
Land: … die Bilder im Kopf das Laufen zu lehren.
Aerni: Die Arbeit mit Sprache und Geschichten bedeutet für mich…
Land: … mein Lebenselexier. Wüsste gar nicht, was ich sonst mit den Tagen anfangen sollte. Nee, echt.