Gerade kürzlich sprach mich eine Leserin an, mit der Frage, wo denn die Vögel blieben. Gemeint sind die Buch- und Grünfinken, die Amseln, die Drosseln, der Gimpel und all die Meisen an der Futterstelle im Garten. In diesem Winter liefe gar nichts, meinte sie, sonst hätten sie immer viel Geflatter und Leben vor dem Wohnzimmerfenster. In der Tat, es scheint heuer stiller zu sein an den Futterplätzen. Nun, als Hobbyornithologe ging ich der Sache nach und unter anderem fragte eine Expertin der Vogelwarte Sempach.
Buchnüsschen, Tannenzapfsamen und Beeren waren im Herbst überdurchschnittlich zahlreich. Die Buchen trugen außerordentlich reich, „so reich wie seit rund 30 Jahren nicht mehr“, heißt es von der Vogelwarte. Diese Nüsschen seien für zahlreiche Vogelarten eine gute und energiereiche Nahrung und das führte dazu, dass die Vögel diesen reich gedeckten Futtertisch in den Wäldern mehr nutzten als die Körnchen an den Futterplätzen in den Dörfern. Der Überfluss an Wildfrüchten seien ein Resultat des milden und trockenen Herbstes. Lange lag auch in höheren Lagen kein Schnee und so war die Nahrung überdurchschnittlich sehr gut verfügbar – „die Vögel hatten schlicht keinen Grund, ans Futterhaus zu kommen“ laut Vreni Mattmann von der Vogelwarte. Der Schnee ist im Unterland längstens wieder weg und die Januarkälte alleine mache den hier überwinterten Vögel nichts aus, solange sie Nahrung fänden. Erst eine über mehrere Tage geschlossene und hohe Schneedecke auch in den Wäldern führe dazu, dass Vögel dann auf der Suche nach Nahrung herumstreifen und die Siedlungen aufsuchen.
Aber lassen Sie Ihr Futterhäuschen noch etwas hängen oder stehen, man weiß nie, ob noch der große Schnee kommen wird.