Er hat es wieder geschafft, der Schweizer Journalist Tom Kummer; ein weiterer Skandal. Nachdem seine fiktiven Interviews mit Stars im Jahre 2000 aufgeflogen sind und sogar einen Dokumentationsfilm von Miklós Gimes auslöste, erhielt er wieder Schreibaufträge und trickste erneut mit Plagiaten.
Wie macht er das, dieser Tom Kummer? Damals narrte er Medien wie Tages-Anzeiger, Süddeutsche Zeitung oder die Zeit mit freierfundenen Interviews und getraut sich wieder als Journalist zu arbeiten. Damals nannte er seine Fantasietexte „Kunst“, andere und wohl vor allem die Leserschaft „Betrug“. Beim Besuch seiner – allerdings privaten – Facebook-Site kommt der Eindruck auf, dass ihm die Eigeninszenierung recht wichtig sein müsse. So bald die eigene Person und deren Darstellung in allen Farben und Posen im Vergleich mit anderen Menschen und Themen eine gewisse Dimension an Dominanz einnimmt, müsste ein kleines Warnlämpchen aufgehen.
Nichts gegen Journalistinnen und Journalisten, die sich auch gerne auf der Bühne sehen, der Verfasser gehört sicher auch zu ihnen, doch wenn die Selbstdarstellung dergestalt funkelt und glitzert, dürfte sich der Betroffene selber mal die Frage stellen, ob nicht vielleicht der Job als Schauspieler, Kabarettist oder eben Performance-Künstler angebrachter wäre.
Weitere Fragen stellen sich:
Ein heute lebender Plagiats-„Künstler“ der schreibenden Sorte, müsste eigentlich wissen, dass durch die digital gemachte Medienwelt alles transparent ist und zu oberflächlichen Recherchen verleitet.
Wie können Medien mit gutem Ruf wieder einen Journalisten anheuern, von dem man echt nicht wissen kann, ob er wieder rückfällig wird? Und die Rede ist nicht von einem Kollegen, der mal unter Druck für wenig Geld etwas da und dort abkupferte, sondern die Rede ist von einem Mann, der geplant, organisiert, clever und mit langandauernder Absicht Redaktionen und Leserschaft hinters Licht führte.
Faktor Mensch ist eben unberechenbar. Aber warum müssen es auch immer Interviews mit US-Filmstars, Supersportlern oder Laufsteg-Sternchen sein? Warum müssen es immer große Storys aus Übersee sein? Es gäbe so noch viel zu entdecken und so viele zu interviewen, das näher liegt aber ebenso viel Exotik in sich birgt.
Also liebe Medienhäuser wie Spiegel, Reportagen oder Zeit, ich kutschiere zwischen Sizilien, Tessin und Graubünden bis nach Linz oder Flensburg und recherchiere auch mal in Pforzheim, Hohenems oder Ascona, denn gute Geschichten gibt es auch hier. In Vorfreude auf Aufträge sei hier noch zu diesem Thema folgende Links als Service geliefert:
Bericht und Enthüllung der neuen Plagiate von Tom Kummer in der NZZ
Informationen über Tom Kummer auf Wikipedia
Trailer zum Dok-Film „Bad Boy Kummer“