Liebe Leserin, lieber Leser,
Von Frau Katja Hachenberg aus Karlsruhe erhielt ich folgende Frage: „Was ist wichtiger für die Zukunft der Menschheit: Ethik oder Ästhetik?
Kann Ethik hässlich sein? Der Begriff Ästhetik wird definiert durch soziales Umfeld, Erziehung und geprägtes Weltbild. In einem Auengebiet – mäanderndes Gewässer mit phasen- und stellenweise Überflutungen und schiefen oder gar toten Bäumen – stehen zwei Wandersleute und schütteln den Kopf und kommentieren diese Landschaft als hässlich, zerstört, unwirklich oder gar öde. Aber dass genau hier eine hohe Biodiversität herrscht mit dynamischer Entwicklung für Flora und Fauna und großer Bandbreite von Lebensformen, wissen die beiden vielleicht nicht, weil sie sich lieber einen schönen Park vorstellen, mit grünem und kurzgeschnittenen Rasen, kanalisiertem Bächlein und da ein zurechtgestutzter Strauch und dort ein schöner Baum mit womöglicher exotischer Herkunft.
Woher stammen die Vorstellungen von Ästhetik, die jedoch den Naturgesetzen widersprichen? Wieso kann das Schöne falsch sein und der Ethik schaden, wenn sie darunter verstanden wird, dass alle Lebensformen auf dieser Erde eine ihr würdigen Daseinsberechtigung haben sollen? Wenn die Ethik auf dem Wissen der Exsistenzgrundlage aller Lebewesen ruht, dann müsste die Ästhetik an vielen Orten neu definiert werden. Aber die Deformierung einer Ästhetik, die gegen die Gesetze der Natur verstößt, hat ja auch einen Nährboden, bloß welchen?
Urs Heinz Aerni
Besten Dank für den Hinweis. Einer ähnlichen Fragestellung wird am Donnerstag, 16. Juni in einem philosophischen Gespräch zwischen Markus Huber und Martin Kunz nachgegangen: im Atelier für Kunst und Philosophie in Zürich.
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